Der Prozess des Schreibens ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Schreibt man am liebsten auf Papier oder auf dem Computer? Oder vielleicht sogar auf der Schreibmaschine? Wie sieht die Umgebung aus? Braucht man ein bisschen Hintergrundgeräusche oder lieber absolute Stille? Trinkt man gerne nebenbei Tee oder Kaffee? Wie lange sind die Schreibeinheiten und die Pausen? Der Prozess des Schreibens ist so individuell wie die schreibende Person selbst. Deswegen habe ich mich in der letzten Zeit damit beschäftigt, meinen eigenen Schreibprozess zu optimieren.
Die ideale Geräuschkulisse
Ich habe eine Weile gebraucht, um die ideale Musik für meinen Schreibprozess herauszufinden und deswegen möchte ich dir hier mein Vorgehen zeigen, dem du auch selbst folgen kannst. So kannst du herausfinden, welche Geräusche dich in Schreibstimmung versetzen.
Frage 1: Stille oder Hintergrundgeräusche?
Die erste Frage ist relativ selbsterklärend: Möchtest du überhaupt irgendwas hören, wenn du schreibst? Diese Frage lässt sich meist sehr intuitiv beantworten. (Für mich ist es ein Klares: Ich brauche Hintergrundgeräusche!). Aber wenn du dir unsicher bist, dann lässt sich deine Vorliebe durch Ausprobieren meist schnell herausfinden. Versuche, dich dabei nicht von deinen Gewohnheiten beeinflussen zu lassen. Nur weil du es gewohnt bist, mit bspw. Musik im Hintergrund zu hören, heißt nicht, dass das unbedingt, die beste Methode* ist.
*Notiz am Rande: Ich bin übrigens der Meinung, das es nicht die eine „beste Methode“ gibt. Letztendlich ist jede Methode, die dich dazu bringt regelmäßig produktiv zum Schreiben zurückzukehren, eine „beste Methode“ für dich.
Nicht jede Stille ist gleich
Es kann sich auch lohnen mit unterschiedlichen Arten der Stille zu experimentieren. Wie empfindest du „Raumstille“? Also die Stille, die einfach da ist, wenn du keine Musik anmachst. Je nachdem, wo du schreibst, hörst du vielleicht deine Nachbarspersonen oder Geräusche von der Straße, Lampen, das Summen des Kühlschranks oder vielleicht auch Regen von draußen. Stören dich diese Geräusche? Ist es dir zu laut?
Dann kannst du es mit „absoluter“ Stille versuchen. Damit meine ich eine Stille, die künstlich -z.B. durch schallunterdrückende Kopfhörer oder durch Ohrenstöpsel- noch leiser gemacht wird.
Oder vielleicht doch lieber Hintergrundgeräusche?
Manchmal ist es aber auch angenehmer, eine gewisse (künstliche) Geräuschkulisse zum Schreiben zu haben. Denn ein bisschen Ablenkung/Beschäftigung kann -vielleicht paradoxerweise- dazu führen, dass man sich besser konzentrieren kann. Aber wie findest du heraus, welche Art von Geräuschkulisse dir am besten gefällt?
Frage 2: Geräusche oder Musik?
Angenommen, du hast für dich gemerkt, dass du mit Stille beim Schrieben nicht gut arbeiten kannst. Also muss eine Geräuschkulisse her. Hier hast du unglaublich viele Optionen, von denen ich nur die anreißen werde, die mir durch Freund*innen oder eigene Erfahrung am Bekanntesten sind. Auflistung in keiner besonderen Reihenfolge.
- Naturgeräusche (Regen, Ozean, Wald, etc.)
- White Noise/Pink Noise/Brown Noise (eintöniges Geräusch in unterschiedlichen Frequenzbereichen)
- ASMR (=Autonomous Sensory Meridian Response, dt. „Unabhängige sensorische Meridianreaktion“)
- (Coworking-)Streams
- Musik (Filmmusik, Instrumental oder mit Gesang)
Auch hier gilt: Ich empfehle, alles davon -vielleicht sogar in Kombination miteinander- auszuprobieren. Es kristallisiert sich dabei meist schnell heraus, was einem für den eigenen Schreibprozess gefällt und was nicht.
Wenn du Musik zum Schreiben brauchst, dann bleibt dir noch eine letzte Frage:
Frage 3: Instrumental oder mit Gesang?
Zuletzt solltest du dir die Frage stellen, ob dir Gesang in deiner „Schreibmusik“ gefällt, oder ob sie dich zu sehr ablenkt. Manche Menschen können die Lyrics gut ausblenden und manche nicht. Hier lohnt es sich darüber nachzudenken, in welcher Sprache der Gesang für dich sein kann. Kann es eine Sprache sein, die du verstehst? Oder geht es nur in Sprachen, die dir unbekannt sind? Muss die Stimmung auf die Stimmung des Buches oder sogar der Szene abgestimmt sein? Und was ist mit wiedererkennbaren Melodien? Lenken sie ab oder helfen sie?
Indem du dich langsam an verschiedenen Musikgenres versuchst, kannst du bestimmt schnell etwas finden, was für dich passt.
Weitere Fragen:
Unabhängig davon, zu welchem Schluss du mit den Fragen oben gekommen bist, gibt es noch andere Dinge zu bedenken: Wie laut magst du deine Umgebungsgeräusche/Musik haben? Bevorzugst du Kopfhörer oder Lautsprecher? Brauchst du bei deiner Musik viel Abwechslung, oder ähnliche Lieder oder vielleicht sogar immer dasselbe Lied? Wie viel Zeit möchtest du in die Ausarbeitung einer Playlist stecken?
Die ideale Musik für meinen Schreibprozess
Wenn ich an meinen Geschichten bzw. Büchern schreibe, dann habe ich sehr spezifische Anforderungen an meine Musik. Diese Anforderungen sehen aus wie folgt: Die Musik …
- ist unaufdringlich
- ist instrumental
- besteht aus ähnlichen Stücken (Instrumentwahl, Tempo, etc.), aber enthält unterschiedliche Stimmungen
- hat keine Melodien, die ich erkenne (also keine bekannte Filmmusik oder klassische Stücke)
Basierend auf diesen Anforderungen habe ich mir also eine Playlist zusammengestellt, die für ein für mich ideales Schreib“klima“ sorgt. Diese Playlist ist ständig in Überarbeitung, denn es ist für mich unglaublich schwierig, die richtigen Stücke zu finden. Dennoch bin ich mit ihr (für den Moment) ziemlich zufrieden.
Wenn es dich interessiert, dann kannst du hier reinhören:
Noch ein Gedankenanstoß am Ende
Je nachdem, was du gerade schreibst, können sich deine Ansprüche an die Musik/Geräusche in deiner Umgebung auch verändern. Für das Schreiben meiner Blogbeiträge höre ich beispielsweise lieber Musik mit Lyrics als meine Buch-Schreib-Playlist, aber sie müssen in einer Sprache sein, die ich nicht verstehe, weil sie mich sonst zu sehr ablenkt. Manchmal tendiere ich aber auch eher zu ASMR (auch hier nur in Sprachen, die ich nicht verstehe). Wichtig ist dabei eher, dass sich das Gehörte wiederholt. Ich höre also dasselbe Lied auf Dauerschleife oder wiederhole dasselbe ASMR-Video.
Ebenfalls wichtig zu bedenken: Deine Vorliebe für Hintergrundgeräusche bei deinem Schreibprozess kann sich mit der Zeit verändern. Noch vor einigen Jahren habe ich supergerne zu Filmmusik geschrieben. Das klappt jetzt nicht mehr. Deswegen hinterfrage ich regelmäßig meine Musik beim Schreiben und wenn ich merke, dass etwas nicht (mehr) passt, dann passe ich sie an.
Hörst du Musik beim Schreiben? Was hörst du am liebsten? Und -wenn du meine Playlist ausprobiert hast- wie gefällt sie dir?
Hi^^.
Finde es immer interessant, wie jeder seine eigenen Vorzüge hat. Lustig, dass du bei Blogbeiträgen andere Musik brauchst. Wie kommt das?
Bei mir ist es unterschiedlich. Manchmal brauche ich absolute Stille, manchmal Naturgeräusche und manchmal Musik – aber ohne Lyrik. Lyrik lenkt mich immer zu sehr ab bzw. beeinflusst auch mein Schreiben.
Viele Grüße,
Faehr
Hey,
keine Ahnung, wieso ich bei Blogbeiträgen andere Musik brauche 😀 … vielleicht ist mir meine Buch-Playlist zu ruhig.
Ja, solange ich den Text in den Liedern verstehe, kann ich damit auch absolut nicht schreiben. In einer anderen Sprache geht es aber^^
LG Sina