[Rezension] Spy x Family von Tatsuya Endō – Eine wholesome Spiongeschichte

Ich möchte nicht um den heißen Brei herumreden: Ich habe Spy x Family durch Memes gefunden. Das ist eine – für mich – durchaus ungewöhnliche Art mit einer Geschichte in Kontakt zu kommen, aber diesmal war es genau das richtige. Die Memes sahen lustig aus, also habe ich mich hingesetzt und die ersten Folgen des Animes geschaut, mich in die Geschichte schockverliebt und direkt alle Mangas gekauft, um die „Sommerpause“ zu überstehen, in der es keine neuen Folgen des Animes gibt. Und ich bereue nichts.

Wie fast immer: Ich habe die Mangas (und den Anime) auf Englisch gelesen/gesehen und werde wahrscheinlich einige Wörter anders übersetzen als in der offiziellen deutschen Version (oder englische Bezeichnungen beibehalten).

Worum geht es in Spy x Family?

Die Prämisse ist so simpel wie sie absurd ist. Die Geschichte spielt in einer Zeit, die sehr offensichtlich an kalten Krieg angelehnt ist. Dort lebt in Westalis – quasi Westdeutschland – der berüchtigte Spion Twilight, der Mann mit den tausend Gesichtern. Nun bekommt der geniale Spion die Mission seines Lebens: Er soll einen Krieg verhindern! Dafür muss er sich in Ostania – Ostdeutschland – an den einflussreichen Donovan Desmond annähern. Aber: Donovan Desmond zeigt sich nur auf den Schulveranstaltungen seiner Söhne.
Twilight hat eine Woche Zeit, sich eine Familie (aus Zivilisten) zusammenzusuchen und das Kind in dieselbe Schule einzuschleusen, wie die Söhne seines Ziels.
Entgegen aller Erwartungen findet er – unter dem Decknamen Loid Forger – tatsächlich passende Kandidaten. Seine neue adoptierte Tochter Anya ist – ohne, dass er davon weiß – eine Telepatin, die all seine Gedanken lesen kann. Seine neue Frau Yor ist eine Assassinin aus Ostalis, die ihn als Tarnung heiratet, weil Single-Frauen als verdächtig gelten und sie sich bei dem unauffälligen Loid Forger vor Verfolgung sicher fühlt. Alle drei halten ihre Fähigkeiten und Berufe voreinander geheim und spielen die perfekte Familie.

Mit mehr oder weniger Erfolg.

Die Geschichte

Spy x Family wird den Lesenden in Häppchen präsentiert. Fast jedes Kapitel – jede „Mission“ – ist eine in sich abgeschlossene Mini-Geschichte. Der Fokus ist auf der zusammengewürfelten Familie und den Schwierigkeiten, denen sie sich entgegenstellen. Das macht sehr viel Spaß, weil man im Grunde an jeder Stelle in die Geschichte einsteigen kann und sich immer zurecht findet.
Gleichzeitig ist das auch die größte – und vielleicht auch die einzige – Schwäche der Geschichte. Dadurch dass der Fokus auf den einzelnen Kapiteln und den darin enthaltenen in sich abgeschlossenen Geschichtchen liegt, kommt die Hauptstory – der Kontaktaufbau mit Donovan Desmond – nur sehr sehr langsam voran. Das kann etwas frustrierend sein, wenn man damit nicht rechnet.

Die Figuren

Anya tut sich schwer mit der Schule – sie muss das Eden College besuchen, eine hoch anspruchsvolle Schule für die High Society von Ostania – und hat Schwierigkeiten Anschluss zu finden und dem Lernstoff zu folgen. Das liegt zum Einen daran, dass sie sich, um von Loid adoptiert zu werden, als sechs ausgegeben hat, aber wahrscheinlich (die Geschichte ist hier nicht ganz eindeutig) eher vier oder fünf ist. Zum Anderen kann sie zu jedem Zeitpunkt die Gedanken ihrer Mitschüler*innen und Lehrer*innen hören. Letzteres mag sich zunächst wie ein Vorteil anhören, aber Anya ist noch ein Kind und von den vielen Gedanken eher überfordert.
Dazu kommt, dass sie ihren Vater in seinen Missionen unterstützen möchte – ohne dass er merken darf, dass sie eine Telepatin ist, natürlich. Deswegen versucht, sich mit dem Sohn von Donovan Desmond anzufreunden, den sie aber wegen seiner arroganten Art absolut abscheulich findet.

Yor versucht eine gute Mutter zu sein, aber stellt nach und nach fest, dass sie keine Ahnung hat, was das eigentlich bedeutet. Sie findet sich nicht wieder in den „typischen“ Aufgaben, die von ihr als Frau und Mutter erwartet werden – wie z.B. dem Kochen. Dazu kommt, dass sie nie wirklich gelernt hat, ein Teil der „normalen“ Welt zu sein. Seit ihrer Jugend bringt sie als Assassinin Menschen um. Sie kann keinen Small Talk, sie ist unsicher und schüchtern.
Alle Probleme, die ihr entgegenkommen, möchte sie instinktiv mit Gewalt lösen. Sie hält sich ständig zurück, um das Bild einer „normalen“ Mutter abzugeben.

Loid ist – zumindest dem Anschein nach – der normalste Teil der Familie. Das sich-anpassen ist seine Spezialität. Doch dass er sich in seiner Mission auf „Zivilisten“ – also Anya und Yor – verlassen muss, stresst ihn unglaublich. Jeden Tag redet er sich ein, dass ihm diese neue Familie nichts bedeutet, aber schon nach kürzester Zeit ist zumindest den Lesenden klar, dass das eine Lüge ist.

Gemeinsam unterstützet sich die Familie Forger bedingungslos und tut alles dafür, das Bild einer perfekten Familie zu sein. Dabei werden regelmäßig die impliziten Anforderungen, die an Familien gestellt werden, dekonstruiert und gezeigt, dass man diesen Anforderungen nicht gerecht werden muss, um als Familie glücklich zu sein.

Wem könnte Spy x Family gefallen?

Magst du Spiongeschichten? Magst du Found Family? Und magst du Geschichten, die mit ihrer eigenen Absurdität spielen? Dann ist Spy x Family perfekt für dich! Spy x Family – Manga wie Anime – sind tolle Geschichten, die einfach ein warmes Gefühl geben, und durch ihre Prämisse das Potential unglaublicher Unterhaltung haben. Stell dir vor: es gibt ein Kapitel, in dem es um ein illegales Underground Tennis Turnier geht, wo die Leute mit Roboterprothesen spielen und um ihre Gegner zu manipulieren Giftgas einsetzen! Wer kommt auf solche absurden Setups? (Also, ich liebe es ja 😀 )
Ich bin jedenfalls durch und durch begeistert und kann die Geschichte – Anime und Manga – nur vollen Herzens empfehlen.

 


Hast du Spy x Family schon gesehen oder gelesen? Wie findest du die Geschichte?

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