Die Kosten des Selfpublishing

In den letzten Jahren ist das Selfpublishing immer bekannter, erfolgreicher und beliebter geworden. Es bildet das moderne Gegenstück zu der „klassischen“ Veröffentlichung beim Verlag. Dabei ist es schon so fest im Kopf vieler Lesenden verankert, dass sofort die Frage „Selfpublishing oder Verlag?“ kommt, sobald man erwähnt, dass man schreibt. Doch ich halte Selfpublishing nicht für die einfache Alternative, als die es so oft dargestellt wird.

Was ist Selfpublishing?

Selfpublishing oder – in der weniger verbreiteten Version des Wortes – „Selbstverlag“ bezeichnet die Veröffentlichung eines reproduzierbaren Werkes durch einen Autor selbst, der damit zum Selbstverleger wird. (Quelle) Man kümmert sich selbst um alle Schritte, die zu einer klassischen Veröffentlichung des Buches gehören. Aber was sind all diese Schritte? Wo fallen Kosten an?
Nach jedem Absatz werde ich die bis dahin gesammelten Kosten (Schätzungswert) für ein 300 Seiten-Buch aufschreiben. So kannst du bei jedem Schritt den Überblick behalten, wie viel bis dahin bezahlt werden muss. Beginnen wir mit …

Selfpublishing-Anfangskosten: 0€

Edit vom 14.09.2021

Ich wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die errechneten Kosten, die ich hier für das Selfpublishing dargestellt habe, sehr hoch sind. Dafür habe ich zwar auch extra am Ende des Artikels einen Absatz geschrieben, aber der scheint nicht ausführlich genug gewesen zu sein, um meine Sichtweise ausreichend zu erklären. Deswegen möchte ich hier noch einmal explizit sagen, was ich warum berechnet habe.
In diesem Artikel berechne ich die Kosten für ein 300-seitiges Buch, das vollständige und detaillierte Qualitätskontrollen durchläuft, ein professionelles Cover und Buchsatz von Menschen, die darin ausgebildet sind diese Dienste zu erfüllen, und das eine Druckauflage bekommt. Es sind quasi die Kosten eines Selfpublishing-Buches, wenn man als Autor*in nichts anderes tut, außer das Schreiben.

Ich habe die Kosten nach Themengebieten heruntergebrochen – und die durchschnittlichen Preise pro Normseite benannt – damit du nachschauen und nachvollziehen kannst, was für dich relevant ist, und du anhand der genannten Preise eine Idee bekommst, was für Kosten auf dich zukommen könnten.
Letztendlich brauchst du als Selfpublisher nur ein fertig geschriebenes Buch und könntest direkt veröffentlichen und dann belaufen sich deine (Geld)Kosten auf quasi Null. Fakt ist aber auch, dass du sogar bei sehr limitiertem Lektorat, Korrektorat etc. wahnsinnig schnell im vierstelligen Bereich landest und – das ist eigentlich das Fazit dieses Artikels – das Selfpublishing damit nicht die einfache Alternative zur klassischen Verlagsveröffentlichung ist, als die sie gerne dargestellt wird.

Ich behaupte nicht, dass – und das sind alles Aussagen, die mir unterstellt wurden –

  • alle Selfpublisher zwingend alle diese Dienstleistungen in Anspruch nehmen müssen,
  • alle etablierten Selfpublisher immer alle diese Dienstleistungen in Anspruch nehmen,
  • man 7000+€ ausgeben muss, um ein qualitativ hochwertiges Buch zu haben,
  • nur vollständiges Lektorat oder Korrektorat sinnvoll sind,
  • ein selbstverlegtes Buch nur dann richtig und gut ist, wenn es alles oben Genannte durchläuft,
  • ein seblstverlegtes Buch nur dann zählt, wenn es gedruckt ist,
  • es keine kostenlose Software gibt, mit denen du bestimmte Aufgaben selbst erledigen kannst,
  • oder dass man als Selfpublisher nicht auch Qualitätsprüfungen selbst oder von Freunden durchführen lassen kann.

Ich hoffe, damit ist der Artikel in ausreichenden Kontext gesetzt. Viel Spaß beim eigentlichen Artikel.

Lektorat und Korrektorat

Das Lektorat ist wohl die bekannteste Überarbeitung, die ein Buch erfahren kann. Hierbei geht es um die inhaltliche und stilistische Überarbeitung des Textes. Es geht z.B. darum die einheitliche Darstellung von Aussehen und Charakter der Figuren sicherzustellen, Plotholes zu finden und Schreibstimme zu prüfen. Zwar sind manchmal Rechtschreib- und Grammatikprüfung inbegriffen, aber diese sind eigentlich Teil eines Korrektorats.
Im Korrektorat rückt der Inhalt in den Hintergrund und es werden Grammatik und Rechtschreibung geprüft. Das Korrektorat sollte am Ende, nachdem alle inhaltlichen  und stilistischen Anpassungen abgeschlossen sind, durchgeführt werden, um auch die letzten Fehler auszumerzen.

Die Kosten

Wie viel Korrektorat und Lektorat kosten, kann sich deutlich unterscheiden. Seitenzahl, aber auch Genre, können ein wichtiger Faktor sein. Dazu kommt noch, dass sich die Preise oft nur schlecht miteinander vergleichen lassen, weil einige Lektorierende und Korrekteure pro Stunde und andere pro (Norm)Seite abrechnen. Ich werde in diesem Artikel mit (Norm)Seiten rechnen, weil diese greifbarer sind.
Ein Lektorat kostet meist um die 6,50€ pro Normseite und ein Korrektorat 3,50€, wobei auch diese Preise variieren können. Kürzere Texte sind pro Seite meist etwas teurer. Diese kurze Schätzung von oben lässt uns mit einem Gesamtbetrag von mindestens (!) 10€ pro Normseite.

Selfpublishing-Kosten: 3.000€

Sensitivity Reading

Der Text kann noch eine weitere Form der inhaltlichen Prüfung erfahren: Das Sensitivity Reading. Sensitivity Reading ist ein hochspezialisiertes Lektorat, das den Fokus darauf legt, diskriminierende oder stigmatisierende Aussagen aufzudecken. Dabei geht es nicht darum, Wörter oder Szenen zu verbieten, sondern Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, welche Auswirkungen die Darstellung bestimmter Stereotype/Wörter/Situationen auf betroffene Menschen haben kann. (Quelle)

Die Kosten

Weil das Sensitivity Reading noch ein (vergleichsweise) neues Konzept ist, gehen die Preise hier weit auseinander: Manche Sensitivity Reader bieten ihr Wissen schon ab 1€ pro Normseite an, andere nehmen einen „normalen“ Lektoratspreis. Ich setze für unsere Rechnung einen Preis von 5€ pro Normseite.

Selfpublishing-Kosten: 4.500€

Buchsatz und Cover/Design

Nach der inhaltlichen Prüfung des Buches, ist nun das Design an der Reihe, innerlich und äußerlich.
Der Buchsatz ist die grafische – falls Bilder vorhanden – und typografische Gestaltung des Textes. Hier geht es darum die richtige Schriftart zu wählen, Abstände festzulegen und den Text so zu positionieren, dass alles „stimmig“ aussieht. Also keine einzelnen Zeilen auf sonst leeren Seiten etc.
Außerdem muss das Cover bestimmt werden. Wie sehen Titel und Titelbild aus? Was sind die Farben? Was wird überhaupt dargestellt? Und passt die Gestaltung in die Konventionen des Genres?

Die Kosten

Der Preis für den Buchsatz hängt sehr stark von der Komplexität des Inhalts ab. Reiner Fließtext kostet meist um die 3,50€ pro Seite, enthält der Text allerdings Bilder, Tabellen oder andere Besonderheiten kann sich der Preis schnell verdoppeln oder verdreifachen.
Das Cover hat ebenfalls eine große Spannbreite, aber verbreitete Preise liegen zwischen 200-800€, je nach Komplexität und Künstler*in.

Selfpublishing-Kosten: 6.150€

Der Druck

Wenn es sich bei dem Selfpublishing Buch nicht um ein e-Book handelt, dann kommt auch noch der Druck zu den Kosten dazu. Hier sind die Möglichkeiten endlos. Papier, Bindung, Farbe, Format, Soft- oder Hardcover und Größe der Auflage haben einen enormen Einfluss auf die Kosten. Hier also eine gute Kostenschätzung abzugeben ist quasi unmöglich. Von 5€ (große Auflage, Softcover, dünnes Papier) bis etwa 20€ pro Buch (kleine Auflage, Hardcover, dickes Papier) ist mit allem zu rechnen. Ich rechne hier an dieser Stelle mit einer Auflage von 100, Softcover und einfaches Papier und komme bei etwa 7€ pro Buch heraus, aber auch das kann sich von Druckerei zu Druckerei ändern.

Selfpublishing-Kosten: 6.850€

Die Vermarktung

Hier kommen wir zu dem Teil des Selfpublishing, von dem ich am wenigsten verstehe: Marketing. Das wird meist von den Autor*innen selbst übernommen, anstatt einen Dienstleister zu engagieren, also fallen hier meist keine direkten Kosten an, außer der Zeit, die investiert wird. Und das kann eine ganze Menge sein. Werbung muss geplant und designt werden. Leserunden, Vorab-Exemplare für Blogger*innen, kleine Goodies zum mitschicken, das Heraussuchen von Zitaten, eine eigene Website und und und. Mit diesen Ideen kratze ich gerade mal an der Oberfläche des Marketing, aber damit wird hoffentlich bereits deutlich, dass ein Laie – wie ich – damit am Anfang höchst überfordert sein wird.
Und suboptimales Marketing heißt, weniger Menschen hören von deinem Buch und weniger kaufen es, was bei dem bisher investierten Geld fatal sein kann.

Die Gesamtkosten des Selfpublishing

Mit knapp 7.000€ aus unserem Beispiel sind die (Vorab)Kosten des Selfpublishing für viele Menschen einfach nicht bezahlbar. Tatsächlich kenne ich allerdings keine*n Selfpublisher, der/die tatsächlich so viel für das eigene Buch ausgegeben hat, denn es gibt Wege den Preis zu reduzieren. Für Lektorat und Korrektorat kann man auf Rabattaktionen warten oder kommt vielleicht durch Bekannte an Freundschaftspreise. Vielleicht hat man selbst Grafik gelernt und kann das Cover entwerfen. Man kann ein reines e-Book herausbringen, wodurch die Druckkosten entfallen und tatsächlich sind Lektorat, Korrektorat und Sensitivity Reading nicht zwingend notwendig und können theoretisch auch übergangen werden. (Obwohl ich immer zu Lektorat, Korrektorat und Sensitivity Reading rate, weil sie eine bessere Qualität sicherstellen!)
Durch crowdfunding oder z.B. einen patreon-Account kann vorab garantiert werden, dass zumindest ein Teil der Kosten gedeckt ist.

Sagen wir für unser Beispiel, dass man es geschafft hätte, durch Crowd-Funding, Freundschaftsdienste und Rabatte, die Gesamtkosten auf utopische (!) 1000€ Selbstbeteiligung zu reduzieren. Dann müsste man bei 2€ Marge pro Buch 500 Exemplare verkaufen, um nicht im Minus zu landen. Und da hat man sich noch keinen Stundenlohn für das tatsächliche Schreiben bezahlt.

Worauf will ich eigentlich hinaus?

„Du wurdest bei den Verlagen, bei denen du dich beworben hast, abgelehnt? Dann mach doch einfach Selfpublishing!“ Diesen Spruch habe ich in der ein oder anderen Form schon gefühlt hundert mal gehört und jedes Mal fühle ich mich hilflos und wütend.
Ein Buch selbst verlegen zu können (und dabei nicht massenhaft Geld zu verlieren) ist ein Privileg, das viele Menschen nicht haben. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die meisten selbstverlegten Bücher Verlust machen, bis sich die Autor*innen eine eigene Leserschaft aufgebaut haben. Aber bis dahin können locker zwei, drei oder deutlich mehr Bücher vergehen! Das muss man sich leisten können.

Ich finde es schwierig, dass das Selfpublishing als „einfache“ Option neben der Verlagsveröffentlichung gesehen wird, die „jedem“ offensteht. Aber eben nur wenn man das Geld hat (oder auf Qualitätsprüfungen durch z.B. Lektorat verzichtet).

 


Hast du schon Erfahrungen mit Self-Publishing gemacht? Wie waren deine Eindrücke?

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11 Replies to “Die Kosten des Selfpublishing”

  1. Lew Marschall says:

    Sehr schöne Aufstellung, Sina.
    Und ich kann die Kosten nur bestätigen. Obwohl der Druck relativ ist, wenn man über print-on-demand Plattformen veröffentlicht.
    Gute Cover sind auch noch einmal deutlich teurer, wenn man sich abheben will und z.B. internationale Designer engagiert.
    Zusätzlich würde ich noch die Kosten für Developmental Editing, also zeitigem professionellen Feedback zum Aufbau der Story, Szenenstruktur, Genre rechnen. Das können gerne noch einmal 4-7€ pro Seite sein.

    Und ich gebe dir recht, man muss das Spiel über einige Bücher hinweg durchhalten können, um eine Leserschaft aufzubauen. Diese bleibt aber nur treu, wenn die Qualität nicht nachlässt.

    LG Lew

    Antworten
    1. Sina Bennhardt says:

      Über developmental editing habe ich gar nicht nachgedacht, aber das ergibt natürlich auch Sinn, dass man hier früh Geld reininvestiert, damit man später z.B. im Lektorat erst merkt, dass die Geschichte irgendwo nicht passt.

      Selfpublishing ist schon echt schwierig T^T

      Antworten
  2. Charles says:

    Nachdem ich mein Debütroman erfolglos bei Literaturagenturen & Verlagen eingereicht habe und somit fast zwei Jahre verloren habe (3 Monaten dauert so eine Prüfung mindestens), hatte ich genug und brachte (mein zweites Werk, das ich mittlerweile abgeschlossen hatte) selbst heraus.
    Was soll ich sagen? Ich hatte von nichts eine Ahnung. Das Lektorat hatte ich gescheut, da ich Angst hatte auf den Kosten sitzen zu bleiben. Das Korrektorat ließ ich über eine Bekannte machen (Deutschlehrerin). Den Buchsatz machte ich selbst über Papyrus Autor. Ich dachte nicht, das irgendwer das Taschenbuch kaufen würde (ich wollte nur sagen, es gäbe auch ein gedrucktes Buch). Ich benutze Arial in 12 Pkt. Größe – es wurde eine Schande…
    Ich konnte nur mit einem Punkten: meiner Geschichte – und die Lesenden kauften. Und wie sie kauften. Kein Marketing, keine SoMe Kampagne. Nichts. Schon nach 2h war ein Dutzend E-Books verkauft. Im 1. Monat hunderte.
    Aber nach den ersten begeisterten Rezensionen bei A kamen immer mehr kritische zu Rechtschreibung.
    Meine Bekannte ist zwar Deutschlehrerin, aber ich musste feststellen, dass ein ganzes Buch zu korrigieren eine unglaubliche Konzentration verlangt. Schweren Herzens ließ ich es erneut korrigieren (und weil ich so schnell lerne) erneut von einer Bekannten (ebenfalls sehr gut in Deutsch und sehr akribisch).
    Und ja, sie fand etliche Fehler. Aber nicht genug, wir ich später in den Rezensionen lesen musste.
    Letztendlich musste ich es (ein Jahr nach der Erstveröffentlichung) von einer „richtigen“ Korrektorin durchsehen lassen … und erst seit dem sind die Lesenden zufrieden.

    Stand heute (3 Bücher veröffentlicht, 2 weitere fertig zur Veröffentlichung): IMMER professionelles Lektorat (jedes Mal lerne ich wieder so viel), ein professionelles Korrektorat und den Buchsatz mache ich mit InDesign. Mittlerweile zeige ich meine Bücher ohne Scham

    Ach ja, das Cover haben von Beginn an professionelle Designer angefertigt, aber auch da ist jede Menge schiefgelaufen.

    Fazit: ich spare nicht mehr an falscher Stelle, aber die Kosten sind enorm. Das Ziel, von den Büchern zu leben habe ich noch nicht erreichen können (nicht im Ansatz), aber die Hoffnung ist da. Ich liebe meine Freiheit (alles selbst zu entscheiden), aber es ist auch sehr anstrengend. Wenn jetzt ein Verlag kommen würde, müssten sie schon ein sehr gutes Angebot machen, ansonsten bleibt ich im Self-Publishing.

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    1. Sina Bennhardt says:

      Es freut mich, dass du mit dem Selfpublishing einen Weg für dich gefunden hast und ich drücke dir die Daumen, dass es weiterhin gut läuft mit deinen Büchern 🙂

      Danke für deinen Kommentar und deine Erfahrungen!

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  3. Jessica Bradley says:

    Ich berechne das Sensitivity Reading per Stunde ab. Da es sich um viel mehr, als nur „über den Text“ lesen beinhaltet, wäre eine Abrechnung per Normseite schwierig. Da ich halt auch telefonische Beratung anbiete und auch eine Nachbetreuung, wenn gewünscht.
    Da es sich dabei (bei mir zumindest) um ein Own Voice SR handelt, ist es auch emotional sehr anstrengend. Zusätzlich bilde ich mich in der Thematik auch ununterbrochen fort. Deshalb nehme ich 35€ pro Stunde. Hört sich erstmal viel an aber das letzte SR hat die Autorin (2 Durchgänge von ausgewähltenSzenen, 2 Stunden Telefonat) insgesamt 300€ gekostet. Eine andere Autorin hat ihren gesamten Roman durch das SR laufen lassen (mit Nachbetreuung ohne Telefonat) und hat insgesamt um die 700€ bezahlt. (Mit Rabatt)
    Es ist also Projekt abhängig. Dennoch finde ich es sehr wichtig. So viele haben ein „falsches“ Bild von psychischen Erkrankungen, da sollte man keine Trope weiter geben.

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    1. Sina Bennhardt says:

      Beim Sensitivity Reading nach Zeit abzurechnen erscheint mir sinnvoll.
      Und die 35€ pro Stunde erscheinen mir tatsächlich ziemlich günstig, wenn man beachtet wie (emotional) anstrengend es sein kann. Natürlich muss auch hier der Spagat zwischen angemessener Bezahlung und Bezahlbarkeit für die Kund*innen geschafft werden, der bestimmt nicht ganz einfach ist.

      Fakt ist: Sensitivity Reading ist unglaublich wichtig und sollte deswegen entsprechend entlohnt werden.

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      1. Jessica Bradley says:

        Ja, es hat ein bisschen gedauert bis ich die richtige Balance zwischen, meiner Bezahlung und der Bezahlbarkeit für Autor*innen gefunden habe. Aber ich denke, ich habe da einen guten Weg für beide Seiten gefunden.

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  4. Tom says:

    Das ist mir ein wenig zu negativ.

    Die 7000 Euro kenne ich als Maximalforderung von Anbietern der Vanity Press. In der Praxis sagen die Kolleginnen mit einschlägiger Erfahrung: Wer 7000 Euro im Self-Publishing tatsächlich ausgibt, ist einem Scam aufgesessen.

    Die tatsächlichen Kosten sehen selbst bei traditionellen Verlagen anders aus. So habe ich ca. 10 Jahre bei einem Verlagsdienstleister gearbeitet: zwischen 300 und 500 Euro haben wir im professionellen Multichannelpublishing genommen für den Gesamtprozess vom Manuskript bis zur Druckerei bzw. Preflight-PDF. Da kommen zwar noch andere Kosten hinzu aber der permanente Druck der letzten Jahrzehnte Kosten zu reduzieren hat fast durch die Bank weg bei allen unseren Kunden zu einer hohen Automatisierungsquote geführt – welche durch ihre geringe Flexibilität jedoch auch Nachteile hat.

    Self-Publishing folgt anderen Regeln als traditionelles Publishing. Wer versucht im Eigenverlag so zu arbeiten wie ein traditionelles Verlagshaus und alles was ein großer Verlag mit automatischer Software und Dienstleistern für kleines Geld umsetzt teuer mit manuellem Aufwand nachzumachen hat bereits verloren.

    Self-Publishing ist ganz bewusst das flexible „Schnellboot“ nicht der ökonomische „Tanker“, welcher im Gegenzug für jede Kurskorrektur eine Ewigkeit braucht. Die selbst publizierende Autorin ist gezwungen ihre fehlende (Wo)man- und Marketingpower durch persönliche Netzwerke und eine andere Publikationskultur zu kompensieren, kann dabei jedoch von ihrer strukturell höheren Flexibilität und kurzen Wegen profitieren. Die Innovationskraft einer Autorin im Eigenverlag ist ihre Stärke – so sie diese zu nutzen weiß.

    Ein traditioneller Verlag hat im Gegenzug eine größere Anzahl Publikationen, kann sich also eine andere Kostenstruktur leisten, da sich auch höhere Anfangsinvestitionen über die Masse wieder rechnen.

    Eine einzelne Autorin hat diese Masse nicht, muss die Investitionssumme also drücken und gleichzeitig anders arbeiten als eine Autorin, welche klassisch publiziert – oder aber in Kooperation mit anderen Autorinnen treten, um die Kosten breiter zu streuen und die Nachteile ihrer geringen Finanzkraft dadurch wieder zu heilen.

    Letzteres ist aber sehr wohl möglich – wir machen das in anderen Branchen andauernd, vom freiberuflichen Handwerker bis zum IT-Professional organisieren sich Freelancer überall in Netzwerken und tauschen Leistungen untereinander aus, verteilen Kosten über die ganze Gruppe statt nur auf einzelnen Schultern, oder binden Freunde und Bekannte überall dort ein, wo es sinnvoll ist.

    Die oben genannten Kosten entstehen im Self Publishing deshalb nicht – vorausgesetzt, dass die Autorin gar nicht erst versucht so zu tun als wäre sie ein riesiger Verlag. Eine Autorin, welche im Eigenverlag auftritt, muss sich der Stärken und Schwächen dieses Modells bewusst sein und diese gezielt ausspielen, um erfolgreich zu sein.

    Hier sollte frau sich bewusst sein: Jedes neue Geschäft ist nicht sofort profitabel sondern oft sind die ersten 3-5 Jahre defizitär. Das ist aber keine Erkenntnis des Self-Publishing sondern geht vom Handwerker bis zum Immobilienmakler allen Einsteigern so.

    Wer gerade erst anfängt muss sich zwangsweise damit abfinden, zunächst mehr Zeit zu investieren und kleinere Brötchen zu backen. Dann macht das erste Lektorat eben eine Bekannte und dann ist es eben nicht perfekt – davon geht die Welt nicht unter. Dann kauft man für das erste Cover eben nicht den international anerkannten Künstler sondern fragt einen talentierten Bekannten oder holt sich einen Entwurf von der Stange.

    Das erste Buch muss nicht sofort perfekt sein. Das wäre ein unrealistischer Anspruch an ein Debüt.

    Solange die Autorin im Eigenverlag jedoch mit kühlem Kopf, spitzem Rotstift und gesundem Realismus an die Sache herangeht wird am Ende dennoch ein gutes (nicht perfektes) Buch herauskommen. Und das ist schließlich die Hauptsache.

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    1. Sina Bennhardt says:

      Hallo Tom,

      ich weiß nicht, was du genau mit „zu negativ“ meinst, denn ich habe hier bloß – meiner Meinung nach gut belegt – aufgezeigt, warum das Selfpublishing nicht so einfach (und günstig) ist, wie es gerne dargestellt wird. Mir ist bewusst, dass die 7000€ die ich am Ende vorschlage, teuer sind und viele SPler deutlich günstiger davonkommen. Aber das habe ich auch in dem Absatz mit dem Titel „Die Gesamtkosten des Selfpublishing“ noch einmal besprochen und bin dort auch auf einen deutlich niedrigeren Preis eingegangen. Vielleicht hast du das nicht genau gelesen.

      Du schreibst:

      Hier sollte frau sich bewusst sein: Jedes neue Geschäft ist nicht sofort profitabel sondern oft sind die ersten 3-5 Jahre defizitär.

      Ich finde es immer schön mich mit Menschen auszutauschen, die eine andere Perspektive auf die Themen haben, über die ich spreche, aber deinen herablassenden Ton und wenig latenten Sexismus kannst du dir sparen.

      Aber ich passe mich gerne an deinen Ton an: Alles, was du sagst mag inhaltlich bis zu einem gewissen Punkt stimmen, aber du hast die These des Artikels verpasst – was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass du „ca. 10 Jahre bei einem Verlagsdienstleister gearbeitet“ hast. Da sollte man meinen, dass du ein eine gewisse Lesekompetenz entwickelt hättest. Deswegen hier die These noch einmal ganz deutlich für dich (du kannst sie auch im Artikel nochmal nachlesen, denn es sind die letzten beiden Sätze): „Ich finde es schwierig, dass das Selfpublishing als „einfache“ Option neben der Verlagsveröffentlichung gesehen wird, die „jedem“ offensteht. Aber eben nur wenn man das Geld hat (oder auf Qualitätsprüfungen durch z.B. Lektorat verzichtet).“

      Besonders der letzte Satzteil in Klammern sollte für dich und deine Kritik an meiner Darstellung des Selfpublishing relevant sein.

      Danke für deinen Kommentar 🙂
      Sina

      P.S.: Und nur als Warnung, wenn deine Kritik weiterhin nicht respektvoll ist, werde ich sie nicht freigeben und sie wird hier nicht erscheinen. Schönen Tag noch.

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  5. Alexandra S. says:

    Da kommt wirklich einiges zusammen, wenn man es wirklich gut machen will!
    Ich habe selbst 2 Bücher selbst rausgebracht (über tredition) und hätte mir das niemals leisten können, wenn ich das alles gemacht hätte. Nun sind die Bücher „leichte Kost“ und der Handlungsstrang wenig komplex, also habe ich auf Lektorat und Sensitivity Reading verzichtet.

    Das Korrektorat hat eine Studentin kostengünstig übernommen, dafür sind ein paar Fehler dringeblieben. Den Buchsatz habe ich laienhaft selbst gemacht und ärgere mich jetzt noch über einige Auffälligkeiten, die mir durchgerutscht sind. Word ist leider auch nicht gut geeignet dafür, ein anderes Programm ist aber finanziell nicht drin.
    Mit den Covern bin ich allerdings zufrieden, obwohl ich keinen Plan von Design habe – da hatte ich wohl Glück.

    Bei mir beliefen sich die Kosten für eine Veröffentlichung ohne Auflage (Print in Demand-Verfahren) auf etwa 500€. So konnte ich es mir leisten, aber die Qualität hat darunter gelitten.

    So, ehrlicher geht’s nicht! 😄

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    1. Sina Bennhardt says:

      Das klingt doch super!
      Und ~500€ sind ja vergleichsweise auch relativ gut stemmbar 🙂

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