[Rezension] „All Yesterdays“ von John Conway, C.M. Kosemen und Darren Naish

Hin und wieder finde ich durch Zufall Themen, zu denen ich mir vorher noch nie Gedanken gemacht habe. Eines dieser Themen ist „Paleoart“ also die Kunst der Darstellung von prähistorischen Tieren, Pflanzen und Ereignissen. Je mehr ich aber über Paleoart nachgedacht habe, desto fasziniernder fand ich es. Wie entscheiden Künstler*innen, wie sie Tiere darstellen? Wie treffen sie Entscheidungen über Fell, Schuppen, Lebensraum und Verhalten? So viele Fragen und noch mehr, die ich einfach nicht beantworten konnte. Dann ist mir das Buch All Yesterdays von John Conway, C.M. Koseman und Darren Naish in die Hände gefallen, das genau dieselben Fragen stellt.

Was wird in All Yesterdays besprochen?

Zu sehen ist ein Tyrannosaurus Rex ähnlicher Dinosaurier in grellen gelben, roten und blauen Farbtönen. Die winzigen Arme hat er wie für eine Umarmung nach außen gestreckt.
Hier zu sehen ein Carnotaurus mit seinen kurzen Ärmchen. Wie er sie wohl gehalten hat?

All Yesterdays ist thematisch in zwei Hälten geteilt: In der ersten Hälfte stellen die Autoren verschiedene bekannte Dinosaurier in „ungewöhnlichen“ Situationen vor. In diesen Situationen geht es um mögliche Paarungsverhalten, Spiel, Schlaf, Futtersuche und einen möglichen Alltag der Dinosaurier. Natürlich ist alles spekulativ, denn nichts davon kann man von archäologischen Funden ablesen. Sie hinterfragen die traditionelle Darstellung verschiedener bekannter Dinosaurier-Spezies wie dem Tyranoosaurus Rex und warum diese Darstellungen wahrscheinlich nicht der Realität entsprachen.
Jedem dieser Themen widmen sie eine Doppelseite, mit je einer Seite Vorstellung und Erklärung und einer Seite Zeichnung einer möglichen (anderen) Realität. Dabei gehen sie – wie bei einer einseitigen Besprechung zu erwarten ist – nicht besonders tief ins Detail, sondern beschränken sich darauf einige Fragen aufzuwerfen und den Lesenden zu eingenen Schlüssen kommen zu lassen.

Die zweite Hälfte des Buches war für mich sogar noch interessanter. Dort versuchen die Autoren, die Vorgehensweisen vergangener und heutiger Paleoart-Künstler auf „moderne“ Tiere wie Katzen, Kühe oder Affen anzuwenden. Sie beschreiben die Tiere, als wären sie ihnen nie begegnet, stellen Vermutungen über ihre Lebensweisen an und stellen sie anschließend in typischen Zeichnungen der Paleoart dar. Eine sehr unterhaltsame Entscheidung, die einen das Thema der Paleoart noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten lässt.

Hier ein Bild von drei modernen Tieren durch die Linser der Paleoart: Kannst du erraten, um welche es sich handelt? Ich habe es nur bei einem von ihnen geschafft.

Wem könnte dieses Buch gefallen?

All Yesterdays ist mit seinen punktgenau 100 Seiten ein sehr kurzes Buch und die Hälfte davon sind Zeichnungen. Wer also ein thematisch tiefgängiges Buch erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Denn – wie ich bereits oben angedeutet habe – ist es die Absicht der Autoren, Fragen aufzuwerfen und alte Methoden in Frage zu stellen und nicht tiefschürfende Fragen zu beantworten.
Trotzdem hat mich dieses Buch gut unterhalten. Die Fragen, die aufgekommen sind, haben mich nach Tage später beschäftigt und vor allem im Kontext des Worldbuildings – mit dem ich mich auch auf diesem Blog gerne beschäftige – waren sie ein sehr interessanter Anstoß in neue Richtungen, denen ich in Zukunft wohl auch ein oder zwei Artikel widmen werde.

Wenn dich Paleoart und die Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, interessiert oder du auch einfach nur ein paar seltsame Bilder von vergangenen und modernen Tieren sehen möchtest, kann dieses Buch gute Unterhaltung bieten.

 


Kanntest du den Begriff Paleoart schon vorher? Was hältst du von den Zeichnungen?

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