Wie Search Engine Optimization die Schreibstimme verändert

Ich möchte diesen Artikel damit beginnen, dass ich sage, dass ich nicht auf Search Engine Optimization (SEO) spezialisiert bin. Ich habe mich damit auseinandergesetzt, damit meine Artikel eine größere Reichweite finden, habe mich aber ansonsten davon ferngehalten, weil ich nicht mag wie es sich auf meinen Schreibstil auswirkt. Denn wenn man einmal die Grundregeln der SEO kennt, sieht man sie überall.

Was ist Search Engine Optimization?

Search Engine Optimization – zu Deutsch Suchmaschinenoptimierung – beschreibt die Maßnahmen, die man einleitet, damit die eigene Seite bei Suchmaschinen möglichst weit vorne angezeigt wird. Diese Optimierung sieht wegen der unterschiedlichen Algorithmen für jede Suchmaschine etwas unterschiedlich aus. Aber grundsätzlich lässt sich die SEO einteilen in On-Page-Optimierungen – also Optimierungen, die auf der eigenen Seite stattfinden, wie die Verwendung von Keywords oder die Verbesserung von Meta-Elementen – und Off-Page-Optimierungen – also beispielsweise die Vernetzung mit anderen Seiten über Links usw. (Quelle) Das ganze kann beliebig komplex werden.

In meinem Artikel soll es nur um einen Aspekt gehen, der für die Nutzer der Seite direkt sichtbar ist und sich maßgeblich auf den Schreibstil auswirkt: Die Keywords.

Was ist ein Keyword?

Keywords – zu Deutsch Suchbegriffe, Schlüsselbegriffe, Schlagworte oder Schlüsselwörter – sind die Wörter, mit denen man deinen Artikel finden könnte, wenn man sie in eine Suchmaschine eingibt. Damit ein Keyword einen möglichst großen Effekt hat, sollte es möglichst viele der folgenden Bedingungen erfüllen:

  • Keyword in Titeln mit verschiedener Hierarchie (H1-H6)
  • erster Absatz bzw. erste 100 Wörter enthalten das Keyword
  • URL enthält Keyword
  • Keyword im Fließtext (optional: zusätzlich strong oder italic markiert)
  • Meta-Description (= Vorschautext bei Google) enthält Keyword
  • aber: die Keyword-Dichte sollte zwischen 0,5% und 3% liegen, also auch keine Überoptimierung!

Außerdem gibt es einige für die meisten Lesenden auf den ersten Blick nicht sichtbare Anpassungen. Beispielsweise sollte das Keyword als ALT-Attribut und Name des ersten Bildes gesetzt werden usw. (Quelle)

Wie sieht Search Engine Optimization aus?

Ausschnitt aus einem älteren Artikel, in dem die Keywords markiert sind. Sie sind stechen in einem regelmäßigen Abstand von etwa 100 Wörtern hervor und sind einmal in jeder Überschrift zu sehen. Die Abstände sehen fast mechanisch gesetzt aus.
So sieht die Keyword-Dichte in einem meiner Artikel aus.

Mit den oben aufgezählten Regeln lassen sich die Keywords eines Artikels sehr schnell finden (s. Bild) Ist das Wort im Titel und in Unterüberschriften und im ersten Absatz? Dann ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Keyword. Das Problem ist, wenn das Keyword wichtiger wird als der Inhalt. Denn wo ist die Balance zwischen Menschlichkeit und maschinell bestimmter Sichtbarkeit? Wie weit kann man seine Sprache für eine Maschine „optimieren“, bevor man sie so weit verändert hat, dass sie nicht mehr primär für die Lesenden ist?

Reichweite – Friss oder stirb

Um im Internet ein Publikum zu bekommen – vor allem, wenn man sich in einem so langsamen Medium wie dem Blog bewegt – muss man das Spiel der Search Engine Optimization spielen. Denn ansonsten wird es schwierig, jemals einen richtigen Anschluss oder Austausch zu finden. Und da Anschluss und Austausch nunmal meistens das Ziel sind, bleibt man ohne eine Anpassung der eigenen Inhalte auf der Strecke.

Die Sprache der Search Engine Optimization

Der geübte Lesende merkt schnell, dass die Sprache im Internet sehr eintönig geworden ist. Je nachdem wie gut bzw. versteckt die Keywords eingearbeitet wurden, kann es sogar passieren, dass sich Texte von komplett verschiedenen Autor*innen ähnlich, wenn nicht sogar gleich anhören. Und nichts ist langweiliger, als dieselbe mechanische Sprache überall zu lesen und keine Persönlichkeit mehr zu finden.

Die Titel sind – bis auf die Anzahl der Tipps – vollkommen austauschbar.

Für pure Informationsartikel mag eine gewisse Persönlichkeitsfreiheit noch funktionieren, aber sobald man sich in einem kreativen Bereich wie beispielsweise dem Schreiben bewegt, wird es schwieriger. Ich gebe mir große Mühe, meine Artikel nicht um die Keywords herum aufzubauen, aber trotzdem schreibe ich regelmäßig meine Texte um, um sie für Suchmaschinen zu optimieren.
Manchmal schaue ich von dem Ursprungsartikel auf den „Optimierten“ und merke, dass einfach alle Persönlichkeit verschwunden ist, dass ich mich anhöre wie eine Maschine.

Das sind alles Artikel von mir und jeder dieser Artikel hat mit einem anderen Namen und einer anderen Vision begonnen. Aber damit der Artikel zu dem „optimierten“ Titel passte, musste ich auch den Inhalt anpassen. Listen sind immer gut. Listen geben immer viel Interaktion. Aber sie haben wenig Persönlichkeit und fühlen sich einfach nicht nach mir an. Ohne „Optimierung“ hätte ich ganz andere Sachen geschrieben. Freier und abenteuerlicher.

Warum Search Engine Optimization für mich trotzdem wichtig ist

Aber die SEO erfüllt ihren Zweck: Meine Artikel werden gefunden, gelesen und manchmal bekomme ich so den Austausch, den ich mir so dringend wünsche. Sprache ist schwierig und sie mit einer Maschine zu sortieren und quantifizieren ist – nach bisherigen Stand der Dinge – kaum möglich.

Mittlerweile sehe ich Search Engine Optimization mehr als eine persönliche Herausforderung. Kann ich einen „optimierten“ Text schreiben, der sich trotzdem noch nach mir anhört? Wie kann ich die Keywords kreativ verstecken? So macht das Schreiben mit SEO zwar ein bisschen mehr Spaß, aber ich fühle immer noch die Beschränkungen, die sie mit sich bringt.
Manchmal wünschte ich mir nur, dass meine Artikel auch gefunden und gelesen werden könnten, wenn ich einfach frei schreiben würde.


Was sind deine Erfahrungen mit SEO? Gut, schlecht oder notwendiges Übel? Was war wohl das Keyword für diesen Artikel? 😀

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4 Replies to “Wie Search Engine Optimization die Schreibstimme verändert”

  1. Adnan says:

    Search Engine Optimization und SEO, um deine Frage zu beantworten 😅
    Zum Thema kann ich leider (nee, zum Glück) selber nichts sagen, aber wie immer lese ich all deinen Content, dafür habe ich ja den Newsletter. Für Fans wie mich brauchst du kein SEO und Maschinenspeech.

    Antworten
    1. Sina Bennhardt says:

      Und natürlich hast du Recht mit den Keywords 😀
      SEO (bzw. Maschinenspeech, das Wort gefällt mir echt gut^^) werde ich leider nie ganz aufgeben können, damit auch Leute meinen Blog finden, die meinen Newsletter noch nicht haben. Es freut mich ungemein, dass du meine Artikel liest und deine Worte der Ermutigung bedeuten mir viel!

      Antworten
  2. Andreas Unkelbach says:

    Das Problem für die Maschine zu schreiben ist auch bei wissenschaftlichen Publikationen als ASEO (academic seo) problematisch, da dadurch auch das Ranking von wissenschaftlichen Suchmaschinen (Microsoft Academic oder Google Scholar) beeinflusst wird und hier glücklicherweise auch Hochschulen bzw. manche Bibliotheken auf die damit verbundenen Probleme hinweisen.

    Persönlich sehe ich das Bewusstsein für SEO zwar als wichtig an (was die Technik wie Beschreibung von Artikeln und vergleichbare Techniken anbelangt) aber der wichtige Punkt „die eigene Stimme bewahren“ ist etwas, das langfristig dann doch mehr Menschen bindet und eigentlich sollte ja für diese und nicht für die Suchmaschine geschrieben werden.

    Daher kann ich hier nur unterschreiben und bin froh über Twitter und die Autorenwelt auf diesen Artikel aufmerksam geworden zu sein. 🙂

    Vielen Dank dafür und eine gute Woche noch
    Andreas Unkelbach

    Antworten
    1. Sina Bennhardt says:

      An akademische Publikationen habe ich bei meinem Artikel gar nicht gedacht, aber es ist vollkommen logisch, dass das da auch zutreffen würde!
      Es freut mich, dass mein Artikel bei dir Anklang gefunden hat und dir auch noch eine schöne Woche 🙂
      LG Sina

      Antworten

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