Ich habe schon viele Geschichten geschrieben und mir noch viel mehr ausgedacht, aber nie zu Papier gebracht – ha, das sich hat sogar gereimt. Trotzdem fällt es mir immer noch schwer, das Thema meiner Geschichten zu finden. Meistens verschwende ich beim Ausdenken keinen zweiten Gedanken daran und muss es deswegen erst zwischen Plot und Figuren finden. Aber wie geht das? Und braucht eine Geschichte überhaupt ein Thema, um zu funktionieren?
Was ist ein Thema?
Das Thema ist der (moralische/emotionale/etc.) Gegenstand, den deine Geschichte erforscht. Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass das Thema keine Wertung mit sich trägt. An einem Beispiel: „Liebe bringt Schmerzen“ wäre eine Moral aus deiner Geschichte, aber „Liebe“ wäre das Thema. Ganz wertungsfrei.
Das heißt allerdings nicht, dass deine Geschichte keine Wertungen mit sich tragen kann oder sollte. Aber eine Wertung, Schlussfolgerung, Nachricht, Moral oder wie du es auch nennen möchtest, ist nicht dein Thema.
Wie findest du das Thema deiner Geschichte?
Du musst kein Thema im Sinn haben, um eine gute Geschichte zu schreiben. In meiner Erfahrung steckt in jeder Geschichte irgendwie ein Thema, auch wenn es selbst für den Schreibenden nicht direkt ersichtlich ist. Denn sobald du zusammenhängende Figuren, Setting und Plot hast, hast du auch ein Thema. Das Thema ist der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Aspekten deiner Geschichte.
Wenn ich also davon spreche „das Thema zu finden“, dann meine ich damit, das Thema aus deiner Geschichte zu betonen, es herauszuarbeiten und in möglchst vielen Aspekten deiner Geschichte wiederzuspiegeln. Du musst also kein Thema in die Geschichte einfügen, weil es schon längst da ist.
Aber kehren wir zurück zu der eigentlichen Frage: Wie findest du das Thema deiner Geschichte, wenn du dir unsicher bist, was es ist? Die – auf dem Papier – einfachste Methode, ist einfach darüber nachzudenken, was deine Figuren, den Konflikt und Plot thematisch verbindet, aber das ist meistens gar nicht so leicht. Eine Geshcichte ist nicht nur auf eine Art und Weise intern verbunden und enthält neben dem Hauptthema oft viele kleinere „Splitterthemen“. Und diese voneinander zu trennen kann schwierig sein.
Ich gehe also lieber von der anderen Seite an die Findung meines Themas heran:
Die Prämisse
Dir ist bestimmt schon einmal das Wort „Prämisse“ begegnet. Eine Prämisse ist „das, was einem bestimmten Projekt, Plan o. Ä., einem bestimmten Vorhaben o. Ä. gedanklich zugrunde liegt“ (Duden). Die Prämisse einer Geschichte besteht (normalerweise) aus drei Teilen:
- Der (Haupt)Konflikt deiner Geschichte
- Die implizierte Lösung, die durch die Beschreibung deines Konfliktes entsteht
- Das Thema deiner Geschichte
Und mit dieser Zusammensetzung kannst du dein Thema ganz einfach finden, denn das sind die Bestandteile deines Klappentextes. Das lässt sich am einfachsten an ein paar Beispielen zeigen.
Beispiel 1: Harry Potter und der Stein der Weisen
Eigentlich hatte Harry geglaubt, er sei ein ganz normaler Junge. Zumindest bis zu seinem elften Geburtstag. Da erfährt er, dass er sich an der Schule für Hexerei und Zauberei einfinden soll. Und warum? Weil Harry ein Zauberer ist. Und so wird für Harry das erste Jahr in der Schule das spannendste, aufregendste und lustigste in seinem Leben. Er stürzt von einem Abenteuer in die nächste ungeheuerliche Geschichte, muss gegen Bestien, Mitschüler und Fabelwesen kämpfen. Da ist es gut, dass er schon Freunde gefunden hat, die ihm im Kampf gegen die dunklen Mächte zur Seite stehen.
Aus diesem Klappentext den Hauptkonflikt der Geschichte herauszulesen, ist schwierig, weil es bis auf die Ausgangssituation kaum den Inhalt des ersten Buches beschreibt. Trotzdem ist das Thema leicht zu erkennen. „Da ist es gut, dass er schon Freunde gefunden hat […]“. Das Thema ist also Freundschaft oder auch im weiteren Sinne (nicht-romantische) Liebe.
Beispiel 2: Die Ruinen von Gorlan
Sein ganzes Leben hat der 15-jährige Will davon geträumt, ein großer Ritter zu werden wie sein Vater, den er nie gekannt hat. Weil er aber zu klein und schmächtig ist, wird er den geheimnisvollen Waldläufern als Lehrling zugeteilt. Statt Schwert und Schlachtpferd erhält er Pfeil und Bogen und ein kleines Pony. Als das Königreich von bösen Kräften und ungeheuerlichen Kreaturen angegriffen wird, muss Will sich bewähren und stellt fest, dass das Leben eines Waldläufers viele Herausforderungen, aber auch besondere Möglichkeiten birgt …
In dem Klappentext von Die Ruinen von Gorlan ist das Thema schon ein wenig besser versteckt, aber auch hier bietet der letzte Satz den eindeutigsten Hinweis: „[…] muss Will sich bewähren […]“. Es geht (thematisch) um Selbstbewusstsein und Selbstwert.
Einen Klappentext schreiben
Ich sehe ein, dass es sehr schwierig sein kann, einen Klappentext für eine eigene Geschichte zu schreiben, gerade weil man den Plot auf so wenige Punkte reduzieren muss. Aber an dieser Stelle noch zu zeigen, wie du einen guten Klappentext schreibst, würde die Ausmaße des Artikels sprengen. Ich werde der Erstellung eines überzeigenden Klappentextes einen eigenen Beitrag widmen. Bis es aber so weit ist, kannst du hier schon einmal nachlesen:
Mit 8 Tipps zum Überzeugenden Klappentext von BoD Blog
12 Tipps, mit denen Sie den perfekten Klappentext formulieren von leselupe
In 3 Schritten zum Klappentext von Vom Schreiben leben
(Nur eine kleine Bemerkung am Rande: Ich finde es sehr interessant, wie Search Engine Optimization dazu führt, dass die Titel von Artikeln so ähnlich aussehen. Und, nur dass du mich nicht missverstehst: Das soll keine Kritik sein. Auch ich formuliere viele meiner Artikel-Titel so, aber ich finde es einfach sehr interessant. Vielleicht schreibe ich dazu auch mal was^^ )
Exkurs: Wie kannst du die Themen deiner Geschichte benutzen?
Jetzt hast du dein Thema, aber wie kannst du deine Geschichte damit verbessern oder überarbeiten? Ich versuche meistens, dass das Thema in möglichst vielen Formen in möglichst vielen Aspekten der Geschichte auftaucht. Das kann vielfältig aussehen:
- Wie steht dein Antagonist zu dem Thema?
- Wie ist das auslösende Ereignis mit dem Thema verbunden? Wie der (Haupt)Konflikt?
- Möchtest du, dass deine Figuren unterschiedliche Aspekte des Themas wiederspiegeln? Wer von ihnen hat – aus Sicht der Geschichte – „Recht“ oder „Unrecht“ und wie zeigt sich das in der Geschichte?
- Wie verändert sich die Sicht deiner Hauptfigur auf das Thema im Laufe der Geschichte? Ändert sich die Sicht überhaupt? Wieso oder wieso nicht? Was möchtest du damit erreichen?
- Wie wirkt sich das Thema auf die Lösung des Konflikts aus?
- und und und
Bei der Umsetzung des Themas gibt es kein Richtig und Falsch.
Warum ich beim Schreiben nicht an mein Thema denke
Ich habe für mich gemerkt, dass das mich die frühzeitige Analyse meiner Geschichten von kreativen Gedanken fernhält. „The tools of dissection are not the tools of creation.“ Mit der Herausarbeitung meines Themas warte ich normalerweise bis zur Überarbeitung, aber auch hier gibt es kein Richtig und Falsch. Ich kenne einige Schreiberlinge, die sogar nur mit einem Thema anfangen und darauf dann eine Geschichte aufbauen.
Ein konsequentes Thema, das die verschiedenen Aspekte deiner Geschichte fest miteinander verwebt kann deine Geschichte nur verbessern. „See it whole. Write it down. Leave the analysis to others.“
Wie gehst du an das Thema deiner Geschichten heran? Weißt du von Anfang, was das Thema ist oder „findest“ du es erst im Laufe des Schreibprozesses? Ich bin neugierig!