5 kurze und unzusammenhängende Schreibtipps

Manchmal habe ich Ideen zu Schreibtipps, die aber nicht genug hergeben, damit ich daraus einen eigenen Artikel machen könnte. Deswegen habe ich einige dieser Tipps gesammelt und sie in diesem Artikel zusammengeworfen. Vielleicht findest du hier etwas, worüber du vorher noch nicht nachgedacht hast.

1. Die meisten (Schreib)Modelle sind falsch, aber viele sind hilfreich

Ein Modell ist immer eine Vereinfachung der Realität. Es ist dazu da, bestimmte Informationen auf eine bestimmte Art und Weise zu betrachten und zu analysieren. Die Realität ist unendlich komplex und ein Modell hat bloß den Anspruch, sich ihr anzunähern. Das bedeutet, dass viele Dinge außer Acht gelassen werden müssen, damit das Modell entsprechend klare Ergebnisse liefern kann. Deswegen ist es gut möglich, dass sich die Ergebnisse und Sinn des Modells ändern, sobald du deinen Blickwinkel darauf änderst. Aber das ist nichts Schlimmes.

Modelle helfen die Realität zu verstehen und/oder vorherzusagen und nur weil sie nicht allumfassend sind, können sie dennoch sehr hilfreich sein. Genau dasselbe gilt für alle Schreibtipps. Die meisten sind viel zu einfach und oberflächlich, was nicht bedeutet, dass sie als Schreibtipps unnötig sind.

2. Sei vorsichtig mit Kraftausdrücken und aufregender Zeichensetzung

Alles hat sein Maß und gerade bei Kraftausdrücken gilt der Grundsatz „Weniger ist mehr“. Natürlich ist das bis zu einem gewissen Grad subjektiv, aber auch wenn du meiner Meinung nicht entsprichst, hoffe ich dennoch, dass du meine Argumentation verstehen kannst:

Kraftausdrücke und aufregende Zeichensetzung wie ?!, !!! oder auch einfach nur !, werden eingesetzt, um etwas zu betonen. Und genau das ist der Knackpunkt. Betonen. Betonung funktioniert nur, wenn man von einem Grundsatz ausgeht, der hervorgehoben oder dramatischer gemacht werden kann. Wenn du – überspitzt gesagt – jeden Satz auf irgendeine Weise betonst, dann hat das den selben Effekt als hättest du keinen von ihnen betont. Deine Leser gewöhnen sich an die „Aufgeregtheit“ deines Textes und können echte und gerechtfertigte Ausbrüche nicht mehr von der Norm unterscheiden. Darunter leidet dein ganzer Text.

Damit aufgeregte Zeichensetzung und Kraftausdrücke die richtige Wirkung erzielen, sollten sie nur sehr selten eingesetzt werden.

3. Ihr erster gesprochener Satz sollte den Kern der Figur hervorheben

Auch wenn das kein Tipp ist, den ich immer befolge, dann finde ich ihn doch interessant umzusetzen. Ich sehe ihn eher als Herausforderung als eine feste Regel. Den ersten Eindruck macht man nur einmal, auch als Figur in einem Buch, und somit ist das natürlich ein bezeichnender Zeitpunkt für die Figur. Warum also nicht versuchen, die Charakterisierung der Figur mit ihrem ersten Satz auf den Punkt zu bringen?

Versuche dabei kreativ zu sein. Auch wenn der Dialog inhaltlich nicht ihren Kern widerspiegelt, kann man die Figur auf viele verschiedene Arten charakterisieren. Eine liebevolle Figur könnte in ihrem ersten Auftritt dem Protagonisten um den Hals fallen, ein Rivale dem Protagonisten widersprechen und ein Träumer eine Frage stellen. Es sind die Kleinigkeiten, die der Leser beim ersten Lesedurchgang nicht bemerkt, die den ersten Auftritt einer Figur besonders machen können.
Und um diesen Tipp zu erweitern: Du kannst versuchen, dass der letzte gesprochene Satz, den ersten spiegelt und so die Charakterentwicklung deiner Figur zeigt.

Zugegebenermaßen sind beides nur Spielereien, aber Spielereien an denen ich große Freude habe.

4. Wenn sich deine Figuren küssen müssen, damit der Leser merkt, dass sie verliebt sind, dann sind sie nicht verliebt

Dieser Tipp ist Recht selbsterklärend. Es passiert immer noch viel zu oft, dass der Protagonist nur einen Love Interest bekommt, weil er der Protagonist ist. Dabei ist es nebensächlich, ob die Figuren überhaupt zusammenpassen. Auf einmal küssen sich Protagonist und Love Interest und das soll dem Leser signalisieren, dass sie verliebt sind, auch wenn der Autor vorher nicht einmal ansatzweise gezeigt hat, dass sie sich auch nur mögen.

Deine Liebesgeschichte sollte als Liebesgeschichte verstanden werden können, ohne dass sich deine Figuren ein einziges Mal küssen. Gerade bei Büchern, die nicht dem Romance-Genre angehören, fallen die Figuren oft Hals über Kopf und ohne Vorbereitung in eine Liebesgeschichte hinein.

5. Wenn du beim Schreiben feststeckst, liegt das Problem in der Szene davor

Ich habe diese Aussage schon in meinem Artikel „Die Schreibblockade und wie du sie umgehen kannst“ erwähnt, aber nie richtig erklärt. Manchmal ist man in seinem Plot einfach falsch abgebogen, aber das führt einen nicht sofort in eine Sackgasse. Wenn z.B. Figur A eine Information zu früh mitbekommt, kann sie später nicht mehr „richtig“ darauf reagieren und wenn sie nicht mehr richtig reagieren kann, dann … Es entsteht ein Schmetterling-Effekt, den du gar nicht in der aktuellen Szene lösen kannst, weil sein Ursprung weiter vorne in deiner Geschichte ist.
Wenn du also feststeckst, solltest du also – unter Anderem – überprüfen, ob dein Problem nicht in einer vorherigen Szene entstanden ist. Zugegebenermaßen ist so etwas immer etwas ärgerlich, weil man auf einmal seine Geschichte umschreiben muss anstatt einfach weiterzuarbeiten, aber je früher dir so etwas auffällt, desto einfacher kannst du deine eigenen Fehler bereinigen.

 


Kanntest du diese Schreibtipps schon? Welchen möchtest du gerne ausprobieren?

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