[Worldbuilding] Die Bedeutung und der Nutzen von Holz in all seinen Formen

Ich habe schon in dem Artikel Nutzpflanzen und ihre Domestizierung angedeutet, dass Holz einen wichtigen Stellenwert für den Menschen hat. Aber allein bei einer einzelnen Bemerkung wollte ich es nicht belassen, denn das würde dem Holz nicht gerecht. Es ist eine wandelbare und äußerst wichtige Ressource und verdient einen eigenen Artikel.

Was ist Holz?

Obwohl diese Frage relativ einfach ist, ist es wichtig zu wissen, aus welcher Perspektive sie gestellt ist. Aus einer umgangssprachlichen Sicht ist die Antwort relativ einfach. Holz ist die „feste, harte Substanz des Stammes, der Äste und Zweige von Bäumen und Sträuchern“ (Duden). In diesem umgangssprachlichen Kontext möchte ich das Wort „Holz“ auch benutzen. Aus botanischer Sicht sähe die Definition ein wenig anders aus, allerdings müsste ich für diese Definition den gesamten Wachstumsprozess von holzigen Pflanzen erklären und das wäre ein zu komplexes Thema für einen so kurzen Artikel wie diesen hier.

Welche Holzarten gibt es?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten Hölzer in Kategorien einzuteilen. Nicht alle davon sind für das Worldbuilding hilfreich – z.B. wenn man nach Pflanzenart einteilt – aber andere können für das generelle Verständnis von den unterschiedlichen Eigenschaften von Holzsorten hilfreich sein.

Hartholz vs. Weichholz

Hartholz ist, wie der Name vermuten lässt, ein hartes und schweres Holz. Es entsteht durch langsames Wachstum, das zu einem insgesamt dichteren Holz führt. Es ist wegen seiner Härte schwer zu bearbeiten, allerdings sehr stabil und fest. Typische Beispiele aus dem mitteleuropäischen Raum sind Buche, Eiche und Esche. Warum spezifiziere ich bei den Beispielen den „mitteleuropäischen Raum“? Der Ort, wo der Baum wächst kann sich stark auf seine Wachstumsgeschwindigkeit auswirken und damit auf seine Härte. Eine Birke im mitteleuropäischen Raum wächst schnell und ist deswegen relativ weich (und vergleichsweise wertlos). Steht die Birke allerdings im nördlichen Skandinavien oder einfach an einem schattenreichen und/oder nährstoffarmen Ort, ist das Wachstum deutlich gedrosselt und das Holz wird härter, widerstandsfähiger, weniger anfällig für Schädlinge und letztendlich im Grunde zu Hartholz.
Übrigens: Besonders hartes und schweres Hartholz wird aufgrund seiner Eigenschaften auch „Eisenholz“ genannt.

Weichholz ist, wie der Name ebenfalls vermuten lässt, ein eher weiches und leichtes Holz. Es kommt von schnellwachsenden Bäumen wie Pappel, Linde und den meisten Nadelhölzern. Es ist leichter form- und bearbeitbar als Hartholz, ist aber dafür anfälliger für Schädlinge und nicht so stabil.

Laubholz vs. Nadelholz

Eine weitere sinnvolle Unterteilung für Holz ist die Einteilung in Laub- und Nadelholz. Nadelhölzer sind einförmiger in ihrem Aufbau und enthalten mehr Harz. Das macht sie im Vergleich zu Laubhölzern mit ähnlichen Gewicht, resistenter gegen Schädlinge und Witterung. Grundsätzlich wachsen Nadelhölzer auch schneller und gerader als Laubhölzer.

Wofür wird Holz benötigt?

Die Liste, die beschreibt, wofür Holz verwendet wird, scheint relativ kurz, aber es ist wichtig zu erkennen, wie viel Holz im Alltag eines Menschen tatsächlich verwendet wird (besonders wenn wir uns in einem Äquivalent des Mittelalters bewegen):

  • Baumaterial (Häuser, Möbel, etc.)
  • Energieträger
  • Papierherstellung

Häuser, Möbel und fast alle Werkzeuge waren (zum Teil) aus Holz. Es wird benötigt für Wärme und Licht. Außerdem für die Herstellung von Papier.  Holz bestimmt den Alltag der Menschen.

Gepflegte Wälder?

Wenn ich hier von Hölzern in all seinen Formen erzähle, muss ich auch darüber sprechen, wie sie aufgezogen werden. Dabei möchte ich mich vor allem den Wäldern zuwenden, die wahrscheinlich sehr anders aussahen, als man es sich heutzutage romantischerweise vorstellt.

Es war damals unbedingt notwendig, Wälder zu pflegen – besonders in der Nähe von Dörfern und Städten, die einen stetigen Bedarf an Holz hatten. Das heißt Wälder wurden benutzt wie prototypische Baumschulen. Das Unterholz wurde entfernt, ungewünschte und kranke Bäume entfernt und neue Bäume der gewünschten Sorte gepflanzt. (Bestellte) Wälder waren deutlich geordneter und „künstlicher“ als wir es uns von einem mittelalterlichen Wald vorstellen mögen. Auch das Beschneiden von Bäumen, um eine gewünschte Form/Art von Ästen/Stamm zu erhalten, war weit verbreitet.
Das Bild eines Holzfällers, der in einen „unberührten“/ursprünglichen Wald geht, ein paar Bäume schlägt und diese dann verkauft, ist einfach nicht sinnvoll oder realistisch, um den Bedarf an Holz zu decken.

Ein kleiner Exkurs: Holz und Feuer

Zuletzt möchte ich mich einem kleinen Thema zuwenden, das mich in Büchern/Filmen und sonstigen Geschichten oft stört. Und das ist der Zusammenhang von Holz und Feuer. Denn – und das mag im ersten Moment überraschen – Holz brennt sehr schlecht. Vor allem lebendes Holz, das noch Wasser transportiert, produziert höchstens eine Menge Qualm bevor es genug ausgetrocknet ist, um Feuer zu fangen.
Das ist auch recht logisch: Die größte Gefahr für einen Baum ist Feuer, denn sobald der Baum eine gewisse Größe erreicht hat, können selbst große Fressfeinde wenig schaden anrichten. Ein Baum der schnell verbrennt, kann sich nicht fortpflanzen und so überleben die Bäume, die tendenziell weniger brennbar sind.

Trotzdem wird Holz als Brennmaterial benutzt, weil es (ausgetrocknet) relativ brennbar ist und (am wichtigsten) einfach und günstig „herstellbar ist“.
Wenn du dich mehr für das Licht in deinem Worldbuilding interessierst, habe ich hier noch einen wichtigen Artikel für dich: Worldbuilding und Licht.

Noch ein kleiner Exkurs: Gegenden ohne Holz

Bisher bin ich in meinen Beschreibungen davon ausgegangen, dass wir uns in einer Gegend befinden, in der es (benutzbares) Holz gibt, aber das ist schlichtweg nicht immer der Fall. Bewegt man sich zu nah an eine Wüste heran (egal ob Eis, Stein, Sand oder sonstige) wird es mit dem Holz auf einmal rar. Aber auch in solchen Gegenden leben Menschen und sie haben nicht immer die Möglichkeit zu anderen Orten zu wandern.
Stattdessen muss in holzarmen Gegenden auf andere Materialien zurückgegriffen werden. Häufig finden dort tierische Materialien als Ersatz genutzt. Denke Knochen, Sehnen, Haut, Innereien, Geweih, Hufe, eigentlich alles, was du dir vorstellen kannst.

Auch eine interessante Beobachtung: In Gegenden ohne – oder mit sehr wenig – Holz gibt es kaum Möbel. Das heißt die Menschen sitzen meist auf Kissen/Teppichen/Decken auf dem Boden, haben keine oder nur niedrige Tische (die oftmals auch nicht aus Holz sind) und auch so etwas wie „Schränke“ gibt es höchstens in abgewandelter Form.
Das ist ein scheinbar kleines Detail, das sich aber stark auf das Verständnis und die gefühlte Wahrnehmung deiner Kulturen auswirkt.


Im nächsten Artikel wird es um fleischfressende Pflanzen gehen, die oftmals in fantastischen Geschichten vorkommen, aber häufig falsch dargestellt werden.

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