Unverwechselbare Namen für deine Geschichte

Wenn ich ein Buch lese, dann gibt es nichts, was mich schneller ärgert, als ähnliche Namen. Schon im „echten Leben“ fällt es mir schwer, mir Namen zu merken und das wird in Büchern nur noch schlimmer. Ständig verwechsel ich die Figuren und verheddere mich in der Geschichte, weil ich nicht weiß, wer was tut. Deswegen habe ich unverhältnismäßig viel Zeit darauf verwendet herauszufinden, wie man die Namen seiner Figuren unverwechselbar machen kann.

Wie wählst du einen guten Namen?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten und ist – in meiner limitierten Erfahrung – sehr individuell. Trotzdem entsteht ein Name meistens aus einem oder mehreren der folgenden Faktoren:

  1. Er fühlt sich richtig an./Passt klanglich.
  2. Die Bedeutung des Namen stimmt.
  3. Ist begründet durch Herkunft der Figur.

Welche Dinge dir bei der Wahl eines Namens wichtig sind, ist letztendlich deine Entscheidung und soll auch nicht weiter von Belang sein. In diesem Artikel soll es nämlich darum gehen, wie du sicherstellen kannst, dass deine Namen im Kontext deines Buches unverwechselbar sind. (Wenn du mehr zu der tatsächlichen Wahl von Namen lernen willst, kann ich dir die Artikel von Marie empfehlen Welcher Name passt zur Hauptfigur – Teil 1 und Teil 2)

Ähnlichkeiten finden und vermeiden

Ähnlichkeiten bei Namen haben im Grunde zwei Auslöser: Klang und Rhythmus. Und nur um es einmal deutlich gesagt zu haben, Ähnlichkeiten sind nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Manchmal können Ähnlichkeiten von Namen sogar aktiv gewünscht sein. (Aber dazu später mehr.) Außerdem müssen Namen auch nicht alle dieser „Regeln“ erfüllen um unterscheidbar zu sein. Wenn du allerdings zwei ähnliche Namen hast, kannst du diese Liste benutzen, um mit Unähnlichkeiten zu spielen.

Silbenzahl und Betonung

Die einfachste Methode, Namen vom Gefühl her unterschiedlich zu machen, ist die Silbenzahl. Wenn in deinem Buch alle mit Namen der selben Silbenzahl herumlaufen, kann schnell Verwirrung aufkommen.
Gleichzeitig sollte die Silbenzahl auch nicht zu hoch sein (außer du möchtest auf Spitznamen zurückgreifen). Meine Faustregel ist: Wenn eine Figur mehr als drei Silben im Namen hat, wird sich früher oder später ein Spitzname entwickeln. Ausnahmen gibt natürlich immer – man denke an den stereotypischen Butler, der immer bei seinem unabgekürzten Namen „Sebastian“ angesprochen wird – aber diese Ausnahmen sagen meistens etwas über Stand oder Persönlichkeit der Figur aus.

Wenn du keine oder wenig Variation in der Silbenzahl hast, dann solltest du auf die Betonung der Silben achten. Marco und Mehmet werden beide auf der ersten Silbe betont (und haben denselben Anfangsbuchstaben) und das kann, wenn es gehäuft vorkommt, einen Knoten in den Kopf machen. Wählst du stattdessen – um bei derselben Silbenzahl zu bleiben – Noel und Mehmet, kannst du diesen Knoten vorbeugen.

Anfangsbuchstaben

Ich muss etwas gestehen: Ich lese die Namen, die in Büchern vorkommen, nur selten. Das heißt ich lese sie schon, die ersten zwei drei Male, aber sobald man die Namen kennt, reicht mir der Anfangsbuchstabe des Namens und die ungefähre Länge und wirklich *lesen* tue ich ihn nicht mehr.
Deswegen finde ich es so schwierig, wenn Namen denselben Anfangsbuchstaben haben. Es macht eben einen Unterschied ob sich Anneliese, Antonia, Ahmed und Aki auf ein Abenteuer begeben oder Susanne, Antonia, Malik und Hina. Die einen kann man namentlich auf den ersten Blick auseinanderhalten und bei den anderen muss man zur Sicherheit immer lesen. Außerdem können so Alliterationen unfreiwillig komisch aussehen.

Vokalverteilung

Eine Sache, die von vielen Menschen übersehen wird, ist die Vokalverteilung der Namen. Zwar ist es offensichtlich, dass die Namen Tina, Lina, Sina und Alina zusammen nur schlecht funktionieren, aber auch Mehmet, Eren und Elke sind sich relativ ähnlich, wenn auch eher unterbewusst. Im Zweifelsfall rate ich also immer dazu, das Vokalprofil deiner Namen aufzuschreiben. Mehmet würde zu _e_e_, Eren zu E_e_ und Elke zu E_e. So kannst du leicht erkennen, wo sich die Vokale befinden und Namen mit ähnlichem (Vokal)Aufbau vermeiden, um Unterscheidungen einfacher zu machen.

In einer aktuellen Geschichte, die ich schreibe, habe ich vier Hauptfiguren: Victor, Isabella, Tonia und Janusz. Die Vokalverteilung der Namen sieht dafür so aus: _i_o_ (= Victor), I_a_e_a (= Isabella), _o_ia (= Tonia) und _a_u_ (= Janusz). Du siehst, die Namen haben im Vokalprofil keine Überschneidungen, haben also alle einen sehr individuellen und einzigartigen Klang. Eine Verwechslung ist quasi unmöglich.

Prägnante Konsonanten

Ein verwandtes Thema zu den Anfangsbuchstaben, sind die „prägnanten Konsonanten“. Die prägnanten Konsonanten sind wohl das subjektivste Element auf dieser Liste, denn es geht darum, welche Konsonanten des Namens am meisten hängen bleiben. Für mich sind es die „harten“ Konsonanten wie P, K oder T, und ungewöhnliche Konsonanten wie Q, J oder Z. Diese prägnanten Konsonanten versuche ich über die Namen zu verteilen und Dopplungen (vor allem an den selben Stellen in den Namen) zu vermeiden.

Bonus: Silhouette

Als kleine Spielerei – und letztendlich irrelevant – mache ich mir am Ende immer über die Silhouette der Namen Gedanken. Damit die Namen unterschiedlich klingen, ist meistens auch die Silhouette unterschiedlich. Indem du also die Namen übereinanderlegst und ihre äußerlichen Ähnlichkeiten vergleichst, kannst du von Anfang an abschätzen, wie (un)ähnlich sich die Namen sind.

Mit Ähnlichkeiten Verbindungen herstellen

Es ist natürlich nicht notwendig, dass du Ähnlichkeiten komplett vermeidest. Stattdessen kannst du gewisse Ähnlichkeiten nutzen, um unterbewusste Verbindungen zwischen Figuren herzustellen. Das möchte ich dir an zwei Beispielen verdeutlichen.

Beispiel 1: Zwillinge

Bei Zwillingen, aber auch bei Geschwistern, finde ich es wichtig, dass die Namen zusammenpassen. Das heißt in der Umsetzung, dass sie sich als einzelner Name und gemeinsam gut anhören müssen. Und diese Abhängigkeit voneinander ist in meiner Erfahrung deutlich schwieriger als einfach Namen zu finden, die keine Verbindung zueinander haben. Aber wie es der Zufall so will, kommen in einer meiner Geschichten Zwillinge vor und so habe ich ihre Namen aufeinander abgestimmt:

Einer der Namen stand für mich von Anfang an fest: Priyanka. Zuerst also die Analyse dieses Namens: 3 Silben, Vokalverteilung _i_a_a, prägnante Konsonanten PR (vor allem diese Kombination) und Y(/J wegen der Aussprache). Meine Anforderungen standen also fest. Ich wusste, ich wollte eine andere Silbenzahl, um die beiden immer deutlich unterscheiden zu können. (Und die Silbenzahl sollte kürzer sein, um Spitznamen zu vermeiden) Das heißt, die Ähnlichkeit muss über die Vokalverteilung und/oder prägnante Konsonanten kommen. Als zusätzliche Schwierigkeit sollte der Name auch kulturell zu dem Namen der Schwester passen.
Ich habe mir also sehr unspektakulär eine Liste mit indischen Mädchennamen gesucht und bin bei folgendem gelandet: Raja. Warum ist dieser Name perfekt?

  1. Er hat zwei Silben.
  2. Die Vokalverteilung ist _a_a und überschneidet sich damit genau mit dem Vokalprofil der Schwester. (Ich wäre auch mit der Vokalverteilung _i_a oder _a_i zufrieden gewesen.)
  3. Er enthält zwei der drei prägnanten Konsonanten, nämlich R und J, die auch in derselben Reihenfolge vorkommen, wie bei der Schwester, ohne die wirklich ungewöhnliche Kombination von PR zu wiederholen.
  4. Die Anfangsbuchstaben sind unterschiedlich.

Als letztes bleibt nur noch die Reihenfolge zu bestimmen. Bei Geschwistern und Zwillingen bürgert sich irgendwann immer eine feste Reihenfolge ein, wie die Namen gesagt werden. Ich habe mich für „Priyanka und Raja“ entschieden, denn die andere Reihenfolge erinnerte mich von Silbenzahl und Vokalprofil zu sehr an „Bernhard und Bianca“ und diese Assoziation wollte ich vermeiden. Uuuuuuuuuuund fertig!

Beispiel 2: Verstecktes Foreshadowing

Bevor ich mit diesem Beispiel anfange, möchte ich betonen, dass diese Art des Foreshadowing pure Spielerei ist und in meiner Erfahrung auch dem aufmerksamen (Test)Leser entgeht. Das bedeutet nicht, dass du es nicht machen solltest, aber du solltest dich wahrscheinlich nicht als einzige Foreshadowing-Technik darauf verlassen.

In meinem ersten Buch heißen die Hauptfiguren Tomo und Rouka, und einer der Hauptantagonisten Kato. Soweit so unspektakulär. Wo ist da das Foreshadowing? (Ich werde in diesem Abschnitt ein wenig abstrakt formulieren, um allzu große Spoiler zu vermeiden.) Mit dem Ende von Rouka beginnt für Tomo ein neuer Lebensabschnitt unter der Führung von Kato. Kato bildet das Verbindungsstück zwischen Rouka und Tomo.
Das Ende von Rouka (= KA), der Beginn von Tomo (= TO) und die Verbindung von beiden: KATO.
Wie gesagt, es ist eine Spielerei, die letztendlich keine große Auswirkung auf die Geschichte oder ihre Entwicklung hat, aber wenn es auffällt, kann es lustig sein.


Wie wählst du deine Namen aus? Achtest du auf Silbenzahl und den ganzen Kram oder vergibst du Namen nach Gefühl?

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