Rezension – „Nur kurz leben“ von Catherine Strefford

Am 8. April hat Cathy ihr Buch Nur kurz leben veröffentlicht, dessen Veröffentlichungsweg ich dank der Dokumentation auf Twitter und dem Crowdfunding hautnah miterleben durfte. Deswegen war ich besonders gespannt, als das Buch bei mir angekommen ist, und ich endlich meine Nase in die Geschichte stecken konnte.

Inhalt

Richie hat die Nase voll von seinem Leben. Er hat drei Jobs, die ihn nicht erfüllen, Schulden und keine Möglichkeit, sich einen Weg aus dieser Sackgasse zu kämpfen. Also beklaut er eine Tankstelle und flieht mit knapp 14.000 € und einem gestohlenen Auto nach Süden, um sein Leben neu anzufangen. Doch leider ist ihm bei der überstürzten Abfahrt nicht aufgefallen, dass der 15-jährige Leon auf der Rückbank des Autos schläft.

Mehr möchte ich im ersten Moment nicht verraten, denn das Buch soll ja beim Lesen noch überraschen können. Trotzdem noch ein Wort zum Umfang: Nur kurz leben ist etwa 150 Seiten lang und hat deswegen beim Lesen kaum mehr als eine Stunde gedauert, auch wenn ich zugeben muss, dass ich relativ schnell lese.

Sprache

Wie man sich bettet, so lebt man. Unbequem, beengt, knarzend. – S. 10

Cathy schreibt kurz, aber präzise und wie du hoffentlich aus diesem kleinen Zitat sehen kannst, auch gerne mal mit einem kleinen Augenzwinkern. Viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen, denn wie es so häufig ist: Wenn etwas gut ist, dann gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Erst wenn man beginnt, sich zu beschweren, fließen die Worte, aber das ist hier offensichtlich nicht der Fall.
Das Buch ist aus der Sicht von Richie in der ersten Person und im Präsens geschrieben, man ist also in jeder Situation direkt und ohne Filter mit dabei. Obwohl ich persönlich kein großer Freund dieser Perspektive und dieses Tempus bin, ist es mir nach den ersten paar Seiten kaum noch aufgefallen. Auch das wieder ein deutliches Indiz dafür, wie gut Cathy mit Sprache umgehen kann.

Figuren

Hier liegt mein einziger Kritikpunkt: Am Anfang leidet die Entwicklung der Figuren ein wenig, um zu der Situation zu kommen, über die geschrieben werden soll. Der Weg von dem Entschluss, dass Richie tatsächlich die Tankstelle beklauen will, zu der Durchführung des Plans passiert direkt in den ersten zwei Kapiteln. Ich hätte mir gerade am Anfang mehr Zeit mit Richie gewünscht, um sein „normales“ Leben (und damit auch ihn) besser kennen zu lernen und somit seine Entscheidung besser nachvollziehen zu können.
Auch Leon erfährt am Anfang einen ähnlichen Entwicklungsschub. Innerhalb von drei Seiten bemerkt er, dass er – unabsichtlich – entführt wurde, akzeptiert es und schläft dann auch wieder ein. Auch wenn Leons Reaktion mit späteren Entwicklungen erklärt und glaubwürdig gerechtfertigt wird, ging mir gerade der Anfang des Buches ein wenig zu schnell.

Aber, um die Geschichte ins Rollen zu bringen, ist dieser schnelle und atemlose Einstieg notwendig, auch wenn ich mich über zwanzig oder dreißig Seiten am Anfang mehr nicht beschwert hätte.

Fazit

Cathy schreibt schön, einfühlsam und dennoch mit Humor eine Geschichte von Freundschaft und dem, was im Leben wirklich wichtig ist. Allein von den Figuren hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht, aber das war nicht genug, um groß die Qualität der Geschichte zu beeinflussen.

Wem könnte diese Geschichte gefallen?
Wenn du Entwicklungsromane mit Herz und ein bisschen Melancholie magst, dann bist du bei Nur kurz leben ganz richtig. Besonders wenn du noch nie wirklich in das Genre der Entwicklungsromane hineingeschaut hast, kannst du hier ein erstes Gespür entwickeln, ob es etwas für dich ist. Denn mit knapp über einer Stunde Lesezeit kannst du gar nichts falsch machen.

 


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