Mein erster #NaNoWriMo – Ein Rückblick

Dieses Jahr habe ich das erste Mal beim offiziellen NaNoWriMo (= National Novel Writing Month) teilgenommen. Und ich muss sagen: Es ist besser gelaufen, als ich gedacht habe. Aber bevor ich dazu komme, erst einmal zu den Eckdaten.

Was ist der NaNoWriMo?

Image courtesy of National Novel Writing Month.

Auch wenn ich denke, dass die meisten meiner Leser wissen werde, was der NaNoWriMo ist, werde ich es trotzdem einmal schnell erklären. Im NaNoWriMo ist es das Ziel sich eine Schreibroutine anzugewöhnen. Dafür soll man jeden Tag 1667 Wörter schreiben, was am Ende der 30 Tage eine Wortzahl von 50.000 ergibt und damit in etwa einen halben Roman. Auch wenn das Ziel der 50.000 Wörter eigentlich sekundär sein sollte, hat es sich für die Meisten als Hauptziel herauskristallisiert.

Um nicht an Motivation zu verlieren, kann man sich bei der offiziellen NaNoWriMo-Seite anmelden, dort seinen Fortschritt loggen und sich mit Freunden, den sogenannten Buddies, verbinden. Für erreichte Ziele, wie zum Beispiel 10.000 geschriebene Worte oder 21 Tage, die man am Stück geschrieben hat, bekommt man kleine „Badges“ die auf dem Profil angezeigt werden und einen weiter anspornen sollen.

Warum habe ich beim NaNoWriMo teilgenommen?

Eine gute Frage. Als der Blog noch ganz neu war habe ich tatsächlich, ohne dass ich irgendetwas vom NaNo wusste, etwas Ähnliches probiert. Damals habe ich es „90.000 Wörter in 30 Tagen genannt“ und es hat nur mäßig gut funktioniert. Ich denke, das Ziel war damals einfach zu hoch angesetzt. Aber dennoch habe ich damals viele wichtige Dinge gelernt, die ich dieses Mal umsetzen wollte. Außerdem denke ich, dass wenn das Ziel nicht so utopisch hoch ist, man es eher erreicht oder sogar übertrifft.

Außerdem wollte ich mich nach einer langen Schreibpause an den zweiten Teil meiner High-Fantasy-Reihe setzen. Und da schien mir so eine kleine Challenge doch ein passender Ansatz.

Und ich muss sagen, jetzt wo der NaNoWriMo vorbei ist, habe ich irgendwie Lust auf eine „90.000 Wörter in 30 Tagen“-Staffel 2 … ja, ich bin wahnsinnig, aber ich glaube wirklich, dass ich es schaffen könnte. Vielleicht ist das ein Projekt, dass ich für Februar oder März anpeilen könnte.

Wie ist es gelaufen?

Der Anfang lief hervorragend. Innerhalb der ersten 8 Tage hatte ich die 20.000 Wort-Marke geknackt und mir damit auch einen kleinen Puffer (von etwa 6.000 Wörtern) aufgebaut, mit dem ich spätere Tage im Monat, die vielleicht schlechter laufen würden, ausgleichen konnte.

Am 9. November begegnete mir ein Problem. Beim Schreiben plotte ich die Geschichte gerne nur grob, um mir in den einzelnen Szenen Raum für natürliche Entwicklungen zu lassen. Außerdem schreibe ich nicht chronologisch, sondern immer die Szene, auf die ich gerade Lust habe. Das funktioniert super für mich. Aber trotzdem begann es am 9ten Tag des NaNoWriMo bei mir zu haken.
Das Problem: Meinen Hauptfiguren fehlte es an Substanz. Auch wenn ich wusste, wo ich eigentlich mit ihnen landen wollte, war ich auf einmal unsicher, was ihre Motivation und Charakterisierung anging. Außerdem kam es mir vor, als würden sie nur wahnsinnig viel reden, aber nur wenig tun. Alles eher suboptimal.
Also, bin ich für die nächsten Tage zu der chronologischen Schreibweise zurückgekehrt und habe meinen Figuren allerlei kleine und große Konflikte in den Weg gestellt. Dabei habe ich viel über sie gelernt und war danach wieder bereit zu meiner normalen und chaotischen Schreibweise zurückzukehren.

Prompt hat das Ganze auch wieder besser funktioniert.

Ich weiß gar nicht, was ich nocht mehr sagen soll. Abgesehen von dem 14. November, an dem ich hauptsächlich überarbeitet habe und deswegen keine Wörter dazugeschrieben habe, lief es absolut rund.

Am 22. November habe ich die 50.000 Wörter geknackt und habe dann in den nächsten Tagen noch auf fast 54.000 aufgestockt. Die letzte Woche habe ich tatsächlich gar nicht geschrieben, dennoch würde ich sagen, dass der NaNoWriMo ein Erfolg war.

Meine Statistik

Und weil ich Zahlen und Graphen cool finde, könnt ihr euch hier das Ganze noch einmal als Bild anschauen. (Von meinem NaNoWriMo-Profil abfotographiert.)

Ein paar Ausschnitte

Um euch eine kleine Kostprobe von dem zu geben, was ich geschrieben habe, habe ich hier zwei Ausschnitte zusammengestellt. Möglicherweise werden noch Namen oder Details verändert, aber im Grunde bin ich ziemilch zufrieden mit ihnen.

Abschnitt 1:

Die Geschwister Tonia und Janusz sind auf der Suche nach einem flüchtigen Adeligen namens Victor Dellingsbach zu Wittgenstein, der des Mordes angeklagt ist:

Der Krämer sah sich nervös um. Sie waren alleine. »Ich habe jemanden getroffen«, sagte er schließlich. Janusz rümpfte die Nase. Der Krämer stank nach Alkohol.
»Tatsächlich?«, fragte Tonia, »Kannst du ihn beschreiben?«
Der Krämer nickte eifrig. »Junger Kerl. Vielleicht so alt wie du.« Er deutete auf Janusz. »Trug so eine feine blaue Jacke und Weste, aber die waren voll mit Blut. Er hat …«, er zögerte, »Er hat mich bedroht. Er hat mir gedroht, dass er mich töten wird, wenn ich ihm nicht meinen Mantel gebe.« Er nickte erneut, als wolle er sich seine eigene Geschichte bestätigen.
»Was für eine Waffe hatte er?«, fragte Janusz.
»Ein Messer.«
»Ein Messer?« Tonia hob die Augenbrauen.
»Ein großes!«, sagte der Krämer und hielt die Hände vor seinem Gesicht etwa einen halben Meter auseinander.
»Gut zu wissen«, sagte Janusz, »Ist dir noch irgendetwas an ihm aufgefallen?«
»Schon. Er trug so ein Ding aus Metall auf der Nase. Zumindest hat es geglänzt. Er sah aus wie ein Gelehrter. Hab mich gewundert, dass so einer mit Blut bespritzt sein würde.«

Abschnitt 2:

Hymne des Hauses Wittgenstein. Angelehnt an die Hymne des Hauses Hochosterwitz.

Tonia und Janusz finden einen Mann, der auf die Beschreibung des Krämers passt:

Tonia nutzte den Moment der Ablenkung und stellte sich halb hinter den Mann. Falls er sich zum Rennen drehen würde, würde er mit ihr zusammenstoßen.
Janusz spielte Besorgnis und deutete auf das Ohr des Mannes. Es war mit verkrustetem Blut bedeckt und die Wundränder sahen entzündet aus. »Was hast du denn mit deinem Ohr gemacht?«
»Nur ein Unfall«, murmelte der Mann, »Nichts Schlimmes.«
Janusz schüttelte den Kopf. »Das sieht aber nicht gut aus. Es könnte sich entzünden.«
»Was kümmert es Euch?«, sagte der Mann, diesmal mit echter Ungeduld in der Stimme.
»Euch?«, fragte Janusz mit einem Lächeln, »Haltet Ihr mich etwa für Adel, Herr Wittgenstein?«

Mein Fazit

Der NaNoWriMo funktioniert. Nach den ersten zwei Wochen bin ich morgens aufgestanden und *wollte* schreiben. Außerdem hat sich herausgestellt, dass ich diese ominöse „Inspiration“ und den „Flow“, nach dem viele Autoren so verzweifelt suchen, gar nicht brauche. Solange ich einen Plan hatte, was in der Geschichte passieren sollte, bin ich locker auf 1667 Wörter bzw. meine durchschnittlichen 2200 gekommen.

Tatsächlich ist diese Gewohnheit des Jeden-Morgen-Schreibens etwas, das ich über den NaNoWriMo hinaustragen möchte. Auch wenn mir der tägliche Fortschritt Recht lagsam vorkam, wären zwei Monate für die Rohfassung eines Romans keine lange Zeit.
Außerdem: Je mehr man etwas tut, desto besser wird man darin. Und das tägliche Üben meiner schreiberischen Fähigkeiten, kann nur Gutes für mein Können bedeuten.

 


Aber jetzt erzählt ihr doch mal: Habt ihr auch beim NaNoWriMo teilbenommen? Wie ist es euch ergangen?

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2 Replies to “Mein erster #NaNoWriMo – Ein Rückblick”

  1. Annie says:

    Hallo Sina! Danke für den tollen Beitrag zum NaNoWriMo. Vor kurzem habe ich diesen auch für mich entdeckt. Allerdings habe ich im Rahmen des NaNo an einer Schreib-Challenge teilgenommen, bei der man am Ende ein Manuskript bei einem Verlag einreichen sollte. Ich muss sagen, diese feste Schreibvorgabe (20.000 Wörter in ca. 4 Wochen) hat mich wirklich angespornt.
    Dass man morgens aufsteht und gleich Lust zu schreiben hat, kann ich gut nachfühlen, denn es geht mir auch oft so. Ich finde, wenn man für seine Idee wirklich brennt, dann kommt die Motivation fast von allein. Trotzdem kann das mit dem festgesetzten Ziel echt hilfreich sein, wenn es mal hängt oder man sich eine Schreibroutine aneignen will.
    So, genug Senf dazu gegeben. 🙂
    Liebe Grüße,
    Annie

    Antworten
    1. Sina Bennhardt says:

      Hallo Annie!
      Danke für deinen Senf 😉

      Super, dass dich der NaNo auch motivieren konnte! Ich höre immer aus so vielen Ecken, dass der Stress mit den 50.000 Wörtern so hoch ist (es ist ja auch kein niedrig angesetztes Ziel), dass viele schon nach den ersten paar Tagen aufgeben. Deswegen dachte ich mir, dass ich mich mal als Positiv-Beispiel versuche und zeige, dass es auch ohne Stress und Druck gut laufen kann 🙂
      LG Sina

      Antworten

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