Was ist eigentlich ein „Setting“?

Das „Setting“ ist ein geflügeltes Wort beim Schreiben und doch merke ich immer wieder, auch bei mir selbst, dass aus den Augen verloren wird, was es eigentlich bedeutet. Doch wenn du nicht alle Aspekte deines Settings betrachtest, dann kann auch deine Geschichte schnell einseitig oder verwirrend werden.

Die Definition per Duden

Um das Wort „Setting“ zu verstehen, fängt man am Besten bei der Definition vom Duden an. Dort wird es beschrieben als:

die „Gesamtheit von Merkmalen der Umgebung, in deren Rahmen etwas stattfindet, erlebt wird“

duden.de/rechtschreibung/Setting

Das klingt erst einmal schön und einfach, aber was bedeutet das genau und wie zeigt sich das in deiner Geschichte?

Das Setting als Hintergrundgeräusch deiner Geschichte

Wichtig ist an dieser Stelle zuerst einmal: Umgangssprchlich wird das „Setting“ mit dem „Ort des Geschehens“ gleichgesetzt. Das ist zwar nicht falsch, aber unvollständig, wie wir gleich noch sehen werden. Als Setting bezeichnet man im Grunde alles, was weder Plot noch Figur in deiner Geschichte ist.

Kleine Momente, die das alltägliche Leben zeigen? Setting.

Beschreibungen von Orten? Setting.

Erklärungen von dir ausgedachten Religionen oder Magiesystemen? Setting.

Es ist alles, das deine Geschichte im Leben ankert und zeigt, dass sie nicht im luftleeren Raum stattfindet. Doch was genau muss dein Leser eigentlich über das Setting wissen, damit er sich darunter etwas vorstellen kann?

Die zeitliche Einordnung

Die Zeit ist die Basis deines Settings. Dabei kannst du recht neblig bleiben oder extrem spezifisch werden. „Sommer“ oder „23.08.1952 um 15:31 Uhr “ sind beides Aussagen, die erst einmal dasselbe Beschreiben. Aber das wichtige dabei ist, dass die Menge an Informationen, die du deinem Leser zu der Zeit (und auch allem andren) gibst, deutlich macht, wie viel Aufmerksamkeit der Leser darauf verwenden sollte.

Das heißt, dass die ominöse Zeitangabe „Sommer“ dem Leser nur eine generelle Idee von der Zeit geben soll. Sonnig, warm, lange Tage, kurze Nächte. Jeder hat schonmal einen Sommer erlebt und kann sich somit in etwa vorstellen, wie das aussehen würde.
Eine genaue Datums- oder sogar Zeitangabe, weist den Leser darauf hin, dass die Zeit im weiteren Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle spielen wird. Daher eignet sich diese Präzision bei der Zeit wohl hauptsächlich für Mysterygeschichten oder Thriller, in denen es eine feste Zeitbeschränkung gibt.

Der Ort

Genauso wichtig wie die Zeit, ist der Ort, an dem deine Geschichte spielt. Und ähnlich wie die Zeit, ist es auch hier dir überlassen, wie präzise du werden möchtest. Ob es eine namenlose Stadt ist, oder ein bestimmtes Zimmer in einer bestimmten Universität in einer bestimmtem Stadt ist, ist im Grunde egal.
Stattdessen solltest du dich darauf konzentrieren, dass der Leser sich die Umgebung stets bildlich vorstellen kann.

Das mag beides erst einmal widersprüchlich wirken, ist aber gar nicht so schwierig, wie es sich anhört. Angenommen du schreibst über eine Familie, die auf einem Bauernhof in Russland lebt. Dann reicht – wenn deine Geschichte nichts anderes verlangt – eben genau diese Information. Russland ist gigantisch, aber trotzdem muss der Leser nicht notwendigerweise wissen, wo genau in Russland der Bauernhof liegt. Wenn der Leser weiß, dass die nächsten Nachbarn einige Kilometer entfernt leben und die Winter eisig kalt und einsam werden, dann reicht das schon, um eine faszinierende Geschichte aufzubauen.

Worldbuilding, Genre und der Rest

Wenn du deinem Leser Ort und Zeit übermittelt hast, dann ist das Schiwerigste schon erledigt. Der Rest hängt dann stark davon ab, in was für einem Genre du dich bewegst.

Schreibst du einen lokalen Krimi? Dann musst du zu der weiteren Welt nicht mehr allzu viel erklären. Da genügt es, wenn du dich vergewisserst, dass du die richitgen Straßennamen, Stadtteile und Bus- oder Bahnlinien benutzt, aber die Welt ist dem Leser bekannt, weil er ja darin lebt.

Sobald du aber ein Genre schreibst, bei dem die meisten Menschen das Setting nicht in und auswendig können – denke hier an historische Romane, Fantasy, Sci-Fi und oft auch Mysterygeschichten – musst du noch mehr Kontext liefern. Aber auch hier kannst du das Setting so präzise oder so allgemein beschreiben, wie du nur willst. Doch das Worldbuilding, das dann im Hintergrund passiert ist schnell so komplex, dass ich hier noch nicht einmal einen Einblick dazu geben kann.

Allerdings habe ich eine Serie genau zu diesem Thema. Da findest du hier zu der Einführung.

Warum ist das Setting so wichtig?

Am Ende bleibt eigentlich nur die Frage: Warum die ganze Mühe? Ist in unseren Geschichten nicht der Plot das wichtigste oder mindestens die Figuren? Kann das Setting wirklich einen so großen Unterschied machen?

Dein Plot bringt die Spannung, deine Figuren das Herz und das Setting eine neue Welt. Dieselbe Geschichte in einem anderen Setting kann aus einem halb-historischen Drama, einen familienfreundlichen Kinderfilm machen. (Ich denke hier an Hamlet und König der Löwen.) Das Setting bestimmt, noch mehr als deine Figuren und dein Plot, den Ton und die Erwartung deiner Leser.
Nicht umsonst gibt es so viele Menschen die sagen „Ich lese kein Fantasy.“ oder „Ich mag keine modernen Krimis.“. Das liegt nicht am Schreibstil oder der Geschichte selbst, sondern am Setting. Denn beim Lesen ist es oft die Welt, die uns zuerst abholt und unseren Geist entführt.

 


Wie entwickelst du dein Setting? Passiert das nebenbei oder schenkst du ihm schon beim Entwickeln deiner Geschichte Aufmerksamkeit?

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One Reply to “Was ist eigentlich ein „Setting“?”

  1. Daniela says:

    Hallo Sina, eine gute Frage, die du da aufwirfst und ein schöner, informativer Artikel. Danke dafür, hat mir weitergeholfen.

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