[Worldbuilding] Deine eigene Sprache – Pronomen

Beim letzten Mal haben wir den Kasus, Numerus und Genus der Substantive abgehakt. In diesem Artikel wenden wir uns den Pronomen zu. Was sind Pronomen? Ein Pronomen bezeichnet in der Grammatik ein Wort, das an der Stelle von Nomen auftritt (wikipedia). Deswegen zu Deutsch auch Fürwort.

Arten von Pronomen

Insgesamt sind Pronomen ein hochkomplexes Thema. Selbst in den bereits existierenden Sprachen gibt es Uneinigkeiten darüber, wie sie klassifiziert und kategorisiert werden sollen. In der modernen Linguistik, werden sie manchmal gar nicht als eigene Wortart angesehen, sondern der Worteinheit zugeordnet, die sie ersetzen sollen. Diese Art der Betrachtung ist für die Erstellung einer eigenen Sprache sehr hilfreich, weil du dich dann nicht mit den verschiedenen Bezeichnungen auseinandersetzen musst.

Trotzdem möchte ich einmal die (deutschen) Pronomenarten aufzählen, damit du genau siehst wie weit dieses Thema reicht:

  • Personalpronomen (persönliche Fürwörter): ich, du, er/sie/es, wir, ihr, sie
  • Possessivpronomen (besitzanzeigende Fürwörter): mein, dein, sein/ihr, unser, euer, ihr
  • Reflexivpronomen (rückbezügliche Fürwörter): mich, dich, sich, uns, euch
  • Indefinitpronomen (unbestimmte Fürwörter): jemand, alle, einer, manche, man, wer, einige, andere
  • Negativpronomen: keiner, niemand
  • Demonstrativpronomen (hinweisende Fürwörter): der/die/das, dieser/diese/dieses, jener/jene/jenes
  • Determinativpronomen (bestimmende Fürwörter): derjenige/diejenige/dasjenige, derselbe/dieselbe/dasselbe
  • Interrogativpronomen (fragende Fürwörter): wer?, was?, wessen?, welcher?
  • Relativpronomen (bezügliche Fürwörter): der/die/das, welcher/welche/welches, wer, deren
  • Reziprokpronomen (bezügliche Fürwörter): einander, sich (gegenseitig)

Anstatt also nach Kategorie vorzugehen und einzeln abzuarbeiten, kannst du auch versuchen, die Pronomen zunächst wie ein „normales“ Substantiv zu betrachten. Die Deklination würde dann an einem Beispiel wie folgt aussehen:

Das Pronomen als Substantiv deklinieren

Nominativ♦♦♦

♦♦ich

Genitiv

♦♦mein

Dativ

♦♦mir

Akkusativ

♦♦mich♦♦♦♦♦♦♦♦♦

In der Tabelle kannst du sehen, wie ein Pronomen als Substantiv aussehen könnte. Im Deutschen würden die Pronomen „unregelmäßig dekliniert“ (wie unregelmäßige Verben im Englischen), aber es spricht auch nichts dagegen ihnen dieselben Deklinationsformen wie deinen Substantiven zu geben. Tatsächlich könnten uniform deklinierte Pronomen einen interessanten Hinweis auf die Kultur der Sprechenden liefern. Sie würden nämlich suggerieren, dass das Individuum/die Person keinen höheren Stellenwert als irgendein anderes beliebiges Substantiv hat. Das würde möglicherweise zu einer friedfertigen Kultur passen, die einen Fokus darauf legt, dass alle Teil eines Großen Ganzens sind. Das Individuum wäre weniger wichtig.

Sobald du die Pronomen als Substantiv abgearbeitet hast, kannst du die anderen Pronomen nach eigenem Ermessen nachfüllen. Es spricht aber auch nichts gegen eine Reihe Hilfswörter, mit denen der gewünschte Effekt erzielt werden kann.

Weitere Unterscheidung der Pronomen

Du solltest die Pronomen allerdings nicht nur nach ihrer Funktion im Satz betrachten. Eine rein theoretische Betrachtung führt schnell zu einer anwendungsfremden Konstruktion, die beim Sprechen wenig Sinn ergeben würde. Mach dir stattdessen Gedanken über den Sinn der Pronomen und was du mit ihnen ausdrücken möchtest. Es zählt sich aus kreativ zu werden, um deiner Sprache einen einzigartigen Sinn zu geben:

Unterscheidung nach Ort

Auch bei der Erstellung deiner Pronomen solltest du dich nicht festfahren. Wenn etwas nicht passt, dann ändere es einfach. Deine Sprache wird es dir danken.

In einigen Sprachen wird auch danach unterschieden, ob die Person, von der gesprochen wird, körperlich in der Nähe ist oder nicht. Es würde also einen Unterschied machen, ob die Person sich im selben Raum oder Stadt befindet oder in einem anderen Land. Für den Grad der Entfernung kannst du verschiedene Markierungen oder Wörter benutzen. Die Entfernung könnte in einer Kultur von Bedeutung sein, wenn sie nomadisch ist oder das Land einfach sehr groß ist und somit die Entfernung von einem Menschen zum anderen wichtig ist.

Unterscheidung nach Gruppe

Die Unterscheidung nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe findet normalerweise nur in der 1. Person Plural der Pronomen statt. Es macht also einen Unterschied, ob eine Person zu einem „wir“ zählt oder nicht. Als Beispiel: „Wir gehen nachher noch ins Kino.“ kann unterschiedlich klingen, je nachdem ob das Wir inklusiv (beinhaltet Gesprächspartner) oder exklusiv (schließt Gesprächspartner aus) ist.
Ob auch weitere Pluralformen inklusiv und exklusiv funktionieren, ist fraglich, kann aber schön ausprobiert werden und deiner Sprache ein weiteres Alleinstellungsmerkmal geben.

Unterscheidung nach Beziehung

Diese Art der Unterscheidung ist dir aus dem Deutschen bekannt. Das Pronomen kann sich verändern, je nachdem ob die Beziehung vertraut oder höflich ist. Du oder Sie. Allerdings ist diese Unterscheidung nicht nur zweierlei. Du kannst durchaus unterschiedliche Pronomen für ein Spektrum an Höflichkeit und Respekt erstellen.

Du kannst deine Entscheidungen ins Extreme ziehen und auch nach Fremden, Bekannten, Freunden, Familie oder sozialer Gruppe unterscheiden. Hier solltest du ein besonderes Augenmerk auf die Kultur legen und abschätzen, welche Unterscheidungen sinnvoll wären. Vielleicht ist es auch am passendsten gar keine Unterscheidung zu treffen.

Abschluss

Dieser Beitrag ist ein ganzes Stück kürzer, als die anderen Beiträge zur Grammatik, aber noch mehr Aufmerksamkeit auf Pronomen zu richten, halte ich für überflüssig. Das nächste Thema (Verben) ist allerdings so weit davon entfernt, dass ich es nicht in diesem Artikel beginnen möchte.

Deswegen bleibt es heute bei einem Recht kurzen, aber hoffentlich trotzdem hilfreichen Beitrag zu Pronomen.

 


Nächsten Sonntag machen wir außer planmäßig weiter mit Sprichwörtern und Redewendungen für deine eigene Welt. Danach geht es wie geplant weiter mit Verben und den verschiedenen Tempusformen.

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