Wenn du dich für eine Art des Satzbaus entschieden hast [Deine eigene Sprache – Satzbau und Satzzeichen], dann ist es jetzt an der Zeit, dich um die Bestandteile deines Satzes zu kümmern. Ob du mit Nomen, Verben, Adjektiven oder etwas ganz anderem anfängst, ist eigentlich egal. Tatsächlich ist es sinnvoll mit einem Bestandteil deiner Sprache anzufangen, der darin eine wichtige Rolle spielt. Im Deutschen wären es Nomen. Im Englischen eher Verben. Wir beginnen heute mit den Nomen und ihrem Kasus. Numerus und Genus folgen im nächsten Artikel.
Kasus, Numerus und Genus
Bevor ich anfange irgendetwas näher zu erklären, möchte ich Kasus, Numerus und Genus kurz definieren.
Der Kasus ist der Fall des Nomens. Im Deutschen haben wir Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, aber es gibt eine Menge weitere, die in der Deutschen Sprache nicht verwendet werden.
Der Numerus ist die grammatische Kategorie, die die Anzahl des Gegenstandes oder der Personen anzeigt. Im Deutschen beläuft es sich hierbei auf Singular und Plural, aber es kann (in anderen Sprachen) durchaus eigene Formen für bestimmte Anzahlen geben.
Das Genus bezeichnet das grammatische Geschlecht des Wortes. Ein Fehler, der hier oft passiert, ist, dass das grammatische Geschlecht mit dem tatsächlichen Geschlecht gleichgesetzt wird. Man denke nur an das Beispiel: „Das Mädchen“. Das grammatische Geschlecht ist eindeutig sächlich, obwohl das Geschlecht des Mädchens weiblich ist.
Der Kasus
Die wahrscheinlich aufwendigsten und komplexesten Entscheidungen musst du beim Kasus treffen. Es gibt über 90 verschiedene Fälle, die alle ihre Eigenheiten und Besonderheiten haben. Offensichtlich hat nicht jede Sprache so viele Fälle – die Deutsche hat nur vier, die Finnische fünfzehn – aber ich denke, die pure Menge an verschiedenen Kasus zeigt deutlich, warum du hier die meisten Entscheidungen treffen musst.
Die verschiedenen Kasus können grob in fünf Kategorien unterteilt werden:
- Ort.
Ob vor, über, neben, unter oder hinter, jeder dieser Zustände kann mit einem eigenen Kasus beschrieben werden. Aber dieser Fall funktioniert auch hervorragend mit Umschreibungen.
. - Bewegung.
Die Bewegungen können noch weiter unterteilt werden. Bewegt sich das Objekt auf etwas zu, von etwas weg oder durch etwas hindurch? All diese Unterscheidungen können unterschiedliche Fälle nach sich ziehen. Doch auch hier funktionieren Umschreibungen.
Hinweis: Die meisten Fälle, die einen Ort oder Bewegung beschreiben, können auch benutzt werden, um Zeit zu beschreiben.
. - Zeit.
Zeitpunkt, Zeitspanne oder Dauer eines Zustandes kann ebenfalls als eigener Kasus dargestellt werden. Wenn in deiner Sprache die Zeit durch deine Ort- oder Bewegungsfälle beschrieben wird, spricht dennoch nichts dagegen, einen weiteren Fall zu haben, der sich nur mit der Zeit beschäftigt. Es lohnt sich bei solchen „Dopplungen“ darüber nachzudenken, ob das eine vielleicht umgangssprachlich und das andere formal ist.
. - Beziehung zu einem anderen Objekt.
Ist das Objekt Freund, Instrument, ausführende oder erfahrende Partei? Auch das kann mit Hilfe des Kasus markiert werden. Gerade für uns Deutsch-sprechende mögen diese Unterscheidungen ein wenig kleinkariert vorkommen, weil wir diese Fälle auf andere Art und Weise lösen, aber es spricht nichts dagegen seltene oder ungewöhnliche Fälle in deine Sprache einzubauen.
. - Zustand.
Ist ei Objekt vorhanden oder nicht? Ist es etwas anderem zu- oder abgewandt? Diese Kategorie ist für mich am wenigsten klar zu definieren, denn sie beschäftigt sich damit, wie das Objekt in der Welt ist. Entsprechend spezifisch können die Fälle werden.
Eine ausführlichere Liste kannst du hier auf Wikipedia nachlesen.
Meine Tipps und Tricks für die Wahl deiner Kasus
1. Orientiere dich an deiner Basissprache.
Wir arbeiten schließlich mit einer Basissprache, um es uns einfacher zu machen. Trotzdem musst du aufpassen, dass du dir es nicht zu einfach machst. Wenn du alle vorhandenen Fälle übernimmst, dann läufst du Gefahr nur die Basissprache in einem etwas anderem Kleid nachzubauen. Orientiere dich lieber an Anzahl und Kategorie der Kasus und erstelle dann deine eigene Mischung (die natürlich auch ein paar der „originalen“ enthalten darf).
[Ich muss es jetzt hier sagen, weil es mich wahnsinnig macht: Das Wort „Kasus“ hat keine unterschiedlichen Formen beim Deklinieren. Ich habe es bestimmt zwölfmal im Duden nachgeschaut und es fühlt sich immer noch falsch an.]
2. Beachte die Kultur.
Wo liegen die Werte der Kultur, die zu deiner Sprache gehört? Wenn sie sehr auf den Ablauf der Zeit konzentriert sind, dann würde es sich anbieten viele zeitliche Kasus zu benutzen, um Unterscheidungen darzustellen. Natürlich sollte nicht jede kulturelle Besonderheit in der Sprache widergespiegelt werden, aber die großen Ideen dürfen sich wiederfinden.
3. Arbeite mit Fragewörtern.
Ich bin kein Sprachwissenschaftler und wenn du diese Serie liest, bist du es wahrscheinlich auch nicht. Bei dem Entwickeln meiner ersten Sprache habe ich viel mit den korrekten Begriffen für die verschiedenen Kasus gearbeitet und musste jedes Mal nachlesen, was eigentlich ein Komitativ oder Allativ ist. Ich habe dann begonnen, mir neben die offiziellen Begriffe die Verwendung und das entsprechende Fragewort zu schreiben. Und seitdem hatte ich keine Probleme bei meiner Erinnerung mehr.
4. Mache nicht zu viel!
Was genau „zu viel“ ist, ist Recht subjektiv. Als Faustregel: Deine Sprache braucht wahrscheinlich nicht mehr als zehn Fälle. Es gibt zwar, wie oben erwähnt, Sprachen in unserer Welt, die mehr haben, aber glaube mir, wenn ich dir sage: Weniger ist mehr. Du musst die Sprache ja später sprechen/schreiben können und du wirst dir selbst danken, wenn du dich nicht durch zweiunddreißig verschiedene Fälle kämpfen musst.
5. Es muss nicht immer eindeutig sein.
Wenn es darum geht die Präfix- oder Suffixmarkierungen für deine Fälle zu basteln, denke daran, dass es nicht immer eindeutig sein muss. Du darfst für verschiedene Fälle dieselben Präfixe oder Suffixe benutzen. Denke nur an das Englische, wo es zwar unterschiedliche Fälle gibt, aber die Nomen nur für den Numerus (und den Genitiv) verändert werden. Hier wird die Unterscheidung durch Kontext getroffen. Bevor du dich also damit abrackerst tausend einzigartige Prä- oder Suffixe zu entwerfen, kannst du auch den „einfacheren“ Weg nehmen.
6. Denke an Ausnahmen.
Jede natürlich entstandene Sprache hat Ausnahmen. Ob bestimmte Wörter nicht dekliniert werden oder ganz eigenen Deklinationsregeln folgen: Ausnahmen und Widersprüchlichkeiten machen deine Sprache lebendiger und realistischer. Aber: Ausnahmen in Maßen, sonst sind es keine Ausnahmen mehr.
Die Wahl deiner Kasus-Marker
Wenn du dich für deine Kasus entschieden hast, musst du dir noch überlegen, wie du sie an deinen Wörtern darstellen möchtest. Hier gilt wieder mein allgemeiner Tipp: Orientiere dich an deiner Basissprache. Werden die Kasus dort vor dem Wortstamm (als Präfix) oder nach dem Wortstamm (Suffix) angehängt? Es spricht nichts dagegen, es in deiner Sprache ähnlich zu machen.
Bevor du aber anfängst, dir deine Kasus-Marker auszudenken, solltest du dir zunächst noch über Numerus und Genus deiner Substantive Gedanken machen. Beides kann großen Einfluss darauf haben, wie deine Worte letztendlich dekliniert werden und das Letzte, was du willst, ist deine Arbeit doppelt zu machen.
Numerus und Genus werde ich nächste Woche besprechen.
Hat dir dieser Artikel geholfen? Habe ich irgendetwas vergessen? Schreib mir doch einen Kommentar! 🙂