Wie schreibst du gute Dialoge?

Ich liebe es, Dialoge zu schreiben. Mit allem, was dazwischen passiert wie Beschreibungen und Action kann man mich jagen, aber Dialoge sind etwas total tolles. Am Anfang habe ich naiverweise gedacht, dass es den anderen Schreiberlingen genauso geht. Doch wie auch überall sonst hat jeder Schreiberling seine Lieblingsgebiete und das müssen nicht unbedingt die Dialoge sein.

Dieser Artikel richtet sich an diejenigen, die ihre Probleme mit dem Dialogschreiben haben, oder an Schreiberlinge, die ihre Kenntnisse ein wenig auffrischen wollen.

Was brauchst du also?

Inhalt der Dialoge

In einem Dialog muss etwas gesagt werden. Eine bahnbrechende Entdeckung, ich weiß. Wenn es allerdings darum geht, *was* gesagt wird, kommen schon die ersten Probleme auf. Hier sind meine zwei Regeln:

  1. So wenig Exposition wie möglich.
    Lange Erklärungen und Exposition in Dialoge zu verpacken, macht dir deinen Job deutlich einfacher, aber mindert die Qualität des Gesagten. Im echten Leben passiert es nur in wenigen Situationen, dass etwas Expositions-mäßig erklärt wird und deswegen wirken solche Dialoge in Büchern immer ein wenig fehl am Platze.

    Dialoge sollten kurz und knackig sein. Deine Leser werden dir danken.

    (Vor allem wenn die Exposition nur für den Leser passiert, obwohl alle Anwesenden eigentlich schon davon wissen sollten.)
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  2. Halte die „Sprecheinheiten“ kurz.
    3-5 Sätze pro Person sollten reichen, bevor jemand anderes zu Wort kommt oder etwas passiert, das den Sprechenden unterbricht. Dieses etwas muss nichts Dramatisches sein. Der Sprecher kann es sich im Stuhl bequem machen oder dem Protagonisten kann eine Fliege auffallen, die gegen ein Fenster summt. Wichtig ist, dass neben dem Gespräch, das Leben weitergeht.
    Seitenlange Dialoge werden schnell langweilig und sind zudem ziemlich unrealistisch.

Was tragen deine Figuren zu den Dialogen bei?

Ganz unabhängig davon, worüber sich deine Figuren unterhalten, gibt es einige Möglichkeiten wie deine Figuren „ganz von alleine“ spannende Dialoge bauen können.

  1. Uneinigkeit.
    Kurz gesagt: Konflikt macht deine Dialoge spannender. Oft geben Figuren zu schnell nach oder handeln gegen ihre Charakterisierung, weil der Autor sich nicht traut, es so richtig krachen zu lassen. Dabei ist doch gerade die Interaktion mit anderen Meinungen etwas, das deine Figuren wunderbar charakterisieren kann. Also: Scheue dich nicht vor Konflikt.
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  2. Geheimnisse und unklare Antworten.
    Wie jeder normale Mensch, sollten auch deine Figuren Themen habe, über die sie nicht sprechen wollen. Nur weil jemand ihnen eine Frage stellt, heißt es nicht, dass sie nicht lügen, ausweichen oder einfach gar nicht antworten können. Mach dir das zunutze! Eine konfliktscheue Figur würde eher lügen, als sich auf einen lauten Streit einzulassen und auch das kann viel über sie aussagen.
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  3. „Falsche“ Antworten
    Hier spreche ich nicht von Lügen. Wie du hoffentlich weißt, ähneln sich der Dialog in Büchern und Gespräche aus dem echten Leben nur oberflächlich. „Echte“ Gespräche habe viele Pausen, unvollständige Sätze und seltsame inhaltliche Sprünge, die in einem Buch nicht funktionieren würden. Deswegen ist die Dialogsprache deiner Figuren auch eine ganz eigene Kunst.
    Wenn einer Figur eine banale Frage gestellt wird, wie z.B. Wie geht es dir?, dann brauchst du nicht die sozialen Gepflogenheiten durchzuzelebrieren, sondern kannst als Kurzhand sozusagen, die Frage beantworten, die dahinter steht. Eine passende Antwort könnte sein: Ich habe heute Nacht den Plan ausgearbeitet. Wir können gleich den Anderen davon erzählen.
    Offensichtlich wurde damit nicht die ursprüngliche Frage beantwortet, aber die Antwort ist nicht soweit davon entfernt, dass es den Leser herausreißt, und du hast dir das unnötige Geplänkel gespart.

Die Sprechsprache

Wie auch der Autor, sollten Figuren ihre eigene Sprechweise entwickeln. Im Idealfall sollte der Leser allein an ihrer Sprache erkennen, wer gerade das Wort hat. Das ist wahnsinnig schwierig und auch für Profis kaum zu erreichen, deswegen ist ein realistischeres Ziel, dass sich die Sprache der Figuren von der des Autors unterscheidet.

  1. Sozialer Stand und Bildungshintergrund.
    Wie sich sozialer Stand und Bildungshintergrund auf die Sprache von Figuren auswirken, ist Recht offensichtlich. Bessere Ausbildung = komplexere Sprache. (Normalerweise.)
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  2. Akzente und Dialekte.
    Wenn deine Figur aus einem anderen Land kommt: Versuch es mit einem Akzent.

    Wenn eine deiner Figuren einen Akzent oder Dialekt hat, dann schreibe ihn nicht aus. So etwas ist schwierig zu lesen und mindert das Lesevergnügen. Versuche stattdessen punktuell auf den Akzent/Dialekt hinzuweisen. Das kann außerhalb der Dialoge geschehen oder innerhalb, indem du einzelne Wörter austauschst oder vielleicht sogar „falsch“ benutzt. Anstatt von Brötchen könnte die Figur von „Semmeln“ reden oder du könntest Worte der Muttersprache (sehr gemäßigt) an ein paar Stellen einfließen lassen. Damit bleibt der Lesefluss erhalten und deine Figuren behalten Akzente und Dialekte.
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  3. Inquit-Formeln.
    Zu Inquit-Formeln habe ich schon einmal einen ausführlichen Artikel geschrieben. Hier die Kurzversion: Inquit-Formeln sind die Beisätze zu Dialogen, wie er sagte oder sie fragte. Benutze sie sparsam und ersetze sie wenn möglich durch Aktionen der Figuren, um deutlich zu machen, wer spricht. Der Größte teil der Inquit-Formeln sollte neutralen und unaufdringlichen Verben bestehen, um nicht vom Lesegefühl abzulenken.

Ein Wort zum Abschluss

Wie immer gilt: Diese Regeln sind nicht in Stein gemeißelt. Auch ein seitenlanger Monolog kann fesselnd sein. Auch wenn die Figuren einander zustimmen, kann Spannung entstehen. Also keine Sorge, wenn deine Dialoge nicht alle Regeln einhalten. 🙂


Schreibst du gerne Dialoge oder vermeidest du sie lieber? Hast du eigene Regeln, nach denen du Dialoge schreibst?

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