Ich sagte, antwortete und erwiderte – Inquit-Verben und wie du sie benutzt

Jeder Schreiberling kennt und benutzt sie, doch kaum einer kennt sie beim Namen. Die Inquit-Verben (oder Inquit-Formeln). Bevor ich also mit meinen Tipps beginne, wie man sie am besten einsetzt, ist eine Definition nötig:

Inquit-Verben Definition
– Zitat von https://de.wikipedia.org/wiki/Inquit-Formel

Was ist der Sinn von Inquit-Verben?

Auf der niedrigsten (und langweiligsten) Ebene geben Inquit-Formeln zwei Informationen wider: Wer und wie wird gesprochen.

Wer redet? Das ist Recht einfach. Da nennst du einfach den Namen oder nimmst das passende Pronomen.

Wie wird geredet? Du brauchst nur ein Synonymwörterbuch aufzuschlagen und wirst fast erschlagen von Möglichkeiten. Deine Figuren können offenbaren, zischen, schreien, wispern, befehlen, piepsen und und und. Aber nun geht es darum, diese Inquit-Verben strategisch und vor allem sinnvoll einzusetzen.
Viele Anfänger (und da schließe ich mich nicht aus) tappen zunächst in die Falle zu denken, dass mehr besser ist. Es ist ja auch logisch: Je genauer man schreiben kann, desto besser kann der Leser sich in die Geschichte hineinversetzen und desto besser ist das Buch.

Leider ist es nicht so einfach.

Wie solltest du Inquit-Formeln benutzen?

  1. „Aaaaah!“, schrie der Junge. Das wäre ein bisschen doppelt gemoppelt. Oder hast du schoneinmal jemanden „Aaaah!“ leise sagen hören?

    Um Tonfall/Lautstärke verdeutlichen, wenn es durch den Inhalt des Gesagten nicht klar ist.

  2. Wenn viele Personen in der Szene reden, blickt man als Leser schnell nicht mehr durch und eine kurze Inquit-Formel kann viel Verwirrung ersparen. Und umgekehrt: Wenn es nur zwei Redende gibt, dann kannst du die Inquit-Formel auch schon einmal unter den Tisch fallen lassen.
  3. Wenn du sie mit einer Aktion ersetzen kannst, dann tu es! Figur A runzelte die Stirn. „Das finde ich aber doof.“, sagte sie. Das liest sich schöner und flüssiger.
  4. Vermeide Wiederholungen. „Haha“, lachte er oder „WAS WILLST DU DAMIT SAGEN?“, schrie sie sind beide ziemlich eindeutig. Da ist eine Inquit-Formel (oder im ersten Fall das „Haha“) überflüssig.
  5. Das Wichtigste: Es liegt in der Natur der Inquit-Formel als Formel, dass der geübte Leser ihnen kaum noch Beachtung schenkt. Versuche also, soweit möglich, bei neutralen und unaufdringlichen Verben wie sagen, erwidern, antworten und fragen zu bleiben, um den Lesefluss nicht zu stören. Das wirkt auf den ersten Blick etwas langweilig, aber versuch die Spannung lieber durch begleitende Aktionen zu bauen. So kannst du deine Figuren deutlicher und präziser charakterisieren und der Leser hat außerdem das Gefühl, dass nebenbei noch etwas passiert und die Welt nicht beim Sprechen anhält.

Ein Denkanstoß

Es ist durchaus von Bedeutung, ob du die Inquit-Formel vor, nach oder mitten in das Gesagte setzt. Ich werde es an einem Beispiel verdeutlichen:

Sie flüsterte: „Komm, wir müssen gehen.“

oder

„Komm, wir müssen gehen“, flüsterte sie.

Beide Sätze tragen, rein inhaltlich, genau dieselben Informationen und trotzdem haben sie eine unterschiedliche Wirkung auf den Leser. Die Reihenfolge gibt deinem Leser nämlich an, wo du als Autor deine Prioritäten hast. Das menschliche Gehirn erinnert sich besser an Dinge, die vor kürzerer Zeit passiert sind. In diesem Fall: Steht das Gesagte oder die Inquit-Formel am Ende? Ist es wichtiger, dass sie gehen müssen oder ist es wichtiger, dass sie flüstert?

Das ist kein „Fehler“, der deine Geschichte kaputt machen würde. Es ist noch nicht einemal wirklich ein „Fehler“. Und ob diese kleine Veränderung überhaupt auffallen würde, ist auch fraglich. Aber, wenn du dir Gedanken über die Details in deiner Geschichte machst, schult es dein Auge und dein Gefühl für das Geschichten erzählen.

Einzelne Worte, Phrasen und Satzbau haben mehr Macht, als man ihnen zuschreiben möchte.


Hat dir dieser Artikel geholfen? Wie benutzt du Inquit-Formeln? Ich freue mich über Kommentare 🙂

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2 Replies to “Ich sagte, antwortete und erwiderte – Inquit-Verben und wie du sie benutzt”

  1. Bea says:

    Habe ich das richtig verstanden, dass es besser ist, wenn es heißt: Sie sagte: „Komm mit, wir müssen gehen“ statt „Wir müssen gehen“, sagte sie. Also mir behagt die zweite Variante mehr, bei der ersten muss ich oft an Drehbücher denken. Außerdem fällt es mir da mehr ins Auge, während ich meist darüber hinweg lese, wenn es am Ende steht. ich bin dann schon bei der nächsten für mich wichtigen Information. Eine dritte Variante, die du nicht anführst, sähe dann so aus: „Komm mit, flüsterte sie. „Wir müssen gehen.“ In einigen Schreibratgebern liest man, dass hier der Lesefluss unterbrochen wird. Dem kann ich nicht zustimmen. Das ‚flüsterte sie‘ wird von mir eher überflogen. Außerdem bliebe, laut der These, dass sich das menschliche Gehirn das zuletzt Genannte am besten merkt, das „wir müssen gehen“ am besten im Gedächtnis, was ja auch Kerninformation dieses Satzes ist. Sicher hat da jeder Leser und Schriftsteller seine Vorlieben. Wie der Gebrauch der Inquit-Formel in den Büchern gehandhabt wird, die ich lese oder gelesen habe, könnte ich gar nicht sagen, sie fallen mir meist nicht auf, aber wenn, dann eher, wenn sie am Anfang stehen. Am besten ist es natürlich, wenn der Leser durch die Handlung erkennt, wer gerade spricht. Hierbei allerdings auf Teufel komm raus nach Handlungen zu suchen, selbst wenn die Personen gerade am Tisch sitzen, wirkt oft eher lächerlich.

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    1. Sina Bennhardt says:

      Also mit „besser“ und „schlechter“ möchte ich erst einmal nichts bewerten. Es kommt ganz darauf an, was du mit deinen Aussagen in der Geschichte erreichen willst und wo du den Fokus des Lesers haben möchtest. Hier kommt es aber auch viel auf deinen eigenen Geschmack an.
      Mir geht es dabei ähnlich wie dir, dass ich diesen vorgestellten Satz mit „Er sagte: […]“ gar nicht so gerne mag und es lieber anders löse. Da stelle ich dann auch schonmal ganze Paragraphen um.

      Die dritte Variante (= die Inquit-Formel unterbricht den Dialog) habe ich nicht angeführt, weil der letzte Absatz in meinem Artikel tatsächlich nur das sein sollte, was drüber steht: Ein Denkanstoß. Ich habe mir in dem selbst nicht ausreichend Gedanken drüber gemacht, um alles abzudecken, was die Reihenfolge von Dialog und Inquit-Formel beinhaltet. Das könnte ich aber in einem Folgeartikel nachhholen 🙂

      Und zu deinem letzten Punkt: Nicht jedes Gesagte braucht eine Inquit-Formel dabei oder eine Handlung, die das Gesagte untermalt. Da hast du vollkommen Recht, dass sich das nicht schön liest, wenn die Figuren grundlos herumhampeln. 😀

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