3 Wege, um deine Figuren zu charakterisieren

Die Charakterisierung von Figuren ist etwas, das in jeder Geschichte im Vordergrund steht. Klare und verständliche Figuren tragen deinen Plot und können sogar eine mittelmäßige Story zu etwas ganz Besonderem machen. Deswegen ist es unglaublich wichtig, sich mit verschiedenen Arten der Charakterisierung auseinanderzusetzen, und sie richtig anzuwenden.

Es gibt drei Arten, wie du deine Figuren charakterisieren kannst. (Und ich fordere dich gerne dazu heraus, mehr zu finden. 😉 )

Weg 1: Andere erzählen von deiner Figur

Die schwächste Art der Charakterisierung passiert, wenn die entsprechende Figur (nennen wir sie im Folgenden Frau Prota) nicht anwesend ist. Das gibt anderen Figuren die Möglichkeit von und über Frau Prota zu berichten. Als Leser bekommt man so einen ersten Eindruck davon, wie Frau Prota auf ihre Umgebung wirkt.
Der große Nachteil ist allerdings, dass der Leser nicht emotional angesprochen wird. Denn jeder kann erzählen, dass Frau Prota eine tolle Frau ist, aber wenn man sie nicht selbst kennen gelernt hat, glaubt man den Lobeshymnen nur unter Vorbehalt.
Trotzdem kann es spannend sein, wenn unterschiedliche Figuren sehr unterschiedliche Dinge von Frau Prota erzählen. So muss der Leser abwägen, welcher Meinung er fürs Erste vertraut und wird auf diese Weise aktiv in die Geschichte eingebunden.

Und den Leser zum Nachdenken zu bringen ist immer eine gute Sache.

Weg 2: Deine Figur sagt etwas

Wenn Frau Prota in einer Szene auftaucht, kann sie anfangen, sich selbst zu charakterisieren, und das geschieht am Einfachsten durch das, was sie sagt.
Je nachdem wie tiefschürfend die Gespräche in der entsprechenden Szene sind, kann sie sich sehr oberflächlich oder sehr tiefgehend charakterisieren (und auch ob und wann sie es tut, sagt etwas über sie aus). Hier ist Fingerspitzengefühl und ein gutes Verständnis deiner Figuren gefragt.

Wenn Frau Prota keine notorische Lügnerin ist, dann sind ihre Dialoge ein guter Einblick in ihre Gedanken und somit gut dazu geeignet, sie zu charakterisieren und als Leser näher kennen zu lernen.

Edit: Auf einen Hinweis aus den Kommentaren hin, möchte ich an dieser Stelle noch etwas ergänzen. „Sich selbst charakterisieren“ soll nicht bedeuten, dass die Figur ihre Charaktereigenschaften laut sagt, sondern dass man aus der Art wie und was sie sagt, auf ihre Charaktereigenschaften schließen kann.

Weg 3: Deine Figur tut etwas

„Actions speak louder than words.“

Der beste Weg Frau Prota zu charakterisieren, ist sie etwas tun (oder nicht tun) zu lassen. Sie kann kapitellang darüber reden, dass sie sich für die Armen einsetzt, aber wenn sie auf dem Weg zur Arbeit vor einem Obdachlosen die Nase rümpft, dann wird man ihr nicht mehr glauben.
Ebenso anders herum: Wenn Frau Prota versucht, emotionslos und hart zu sein, aber sie sich beim Anblick eines Hundewelpen auf der Straße kaum zurückhalten kann, dann kauft man ihr das Theater nicht mehr ab.

Gerade mit den Taten von Frau Prota kann man ihre Ziele und moralischen Vorstellungen deutlich klar machen. Man kann zeigen, dass sie sich selbst belügt, dass sie jemand ganz anders ist, als sie zu sein vorgibt. Oder man kann alles, was sie sagt noch deutlicher verstärken.

Was du niemals vergessen solltest:

Jedes Mal, wenn eine Figur vorkommt, wird die etablierte Persönlichkeit gestärkt oder bekommt eine neue Facette.

Sei also immer vorsichtig mit dem, was deine Figuren machen. Der Leser wird sich daran erinnern.

 

Die Mischung macht’s

Mein Tipp zum Abschluss ist immer derselbe: Die Mischung macht’s.
Wenn eine Figur nur redet und nichts tut, ist es langweilig. Wenn eine Figur nur tut und nichts sagt, dann ergeben ihre Handlungen keinen Sinn. Wenn nur über sie erzählt wird, sie aber nie vorkommt, dann ist sie platt.

So oder so, muss man mindestens zwei, aber am besten alle drei, Wege der Charakterisierung nutzen, um eine runde Figur zu schaffen.

 


Kennst du noch andere Wege, eine Figur zu charakterisieren? Ich würde mich über Ergänzungen freuen!

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4 Replies to “3 Wege, um deine Figuren zu charakterisieren”

  1. Evy says:

    Wichtig finde ich ein Bespiel bei Punkt 2 – „sich selbst charakterisieren“ heißt nicht, über sich reden, sondern durch Inhalt und Tonfall indirekt erzählen. Statt „Ich war eine sehr reinliche Person“ „Immer dieser Staub!“ oder „Ich hob seine Sachen auf und warf sie in den Wäschekorb“. Ich finde das wichtig zu unterscheiden, weil ich oft Figuren lese, die sich selbst beschreiben – das wirkt oft verkrampft.

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    1. Sina Bennhardt says:

      So meinte ich das mit dem selbst charakterisieren auch 🙂
      Ich werde noch ein Beispiel hinzufügen, damit das nochmal deutlicher wird. Danke für den Hinweis!

      Antworten

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