Das letzte Abendmahl – Kapitel 4

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Das letzte Kapitel steht an und ich hoffe, ihr seid gespannt, was als Nächstes passiert.

Viel Spaß beim Lesen.

 

Das letzte Abendmahl

»Hektor Archibald Frederik von Falkenburg der Zweite«, sagte Hektor und erhob sich. Langsam begann er um den Tisch zu schlendern, das Messer in der Hand hielt er fest umklammert. »Sohn des Archibald und der Hesinde, Bruder zu seinen vier Geschwistern Rosalie, Eleanor, Silas und Cassandra.«
Die Gräfin erhob sich schnell aus ihrem Stuhl, aber Hektor drückte sie bestimmt zurück auf ihren Platz.
»Hektor?«, fragte Alexander und seine Hände zitterten, »Was hat all das zu bedeuten?«
Hektor musste lachen. »Nach all den Jahren sehe ich euch endlich wieder. Und Damia hat mich sogar erkannt.« Er wandte sich zu Alexander. »Sie haben nicht gelogen, als sie gesagt haben, dass am Morgen alle tot waren. Aber es war nicht der Wein.« Er senkte die Stimme und doch schnitt sie scharf durch die Stille. »Ich war da. Ich habe es gesehen.«
Der Graf und die Gräfin saßen erstarrt auf ihren Stühlen.
»Da war kein Fest, wir luden sie als Händler zu uns und ließen sie und ihr Gefolge in unsere Burg. Wir gaben ihnen Speise und Trank und schlossen einen Handel, der beiden Seiten Profit bringen sollte. Da wussten wir noch nicht, dass sie nicht zum Handeln gekommen waren.«, Hektor lachte und trat hinter den Sitz des Grafen, »Sie haben unsere Diener gekauft und unsere Wache. Bei unserem letzten Abendmahl mit ihnen stießen sie zu. Ich sah, wie meinem Vater ein Schwert durch die Brust gestochen wurde. Vom Hauptmann der Wache, dem Mann, der mir das Fechten beigebracht hatte. Meine Mutter wurde von Armbrustbolzen getroffen. Ich hörte ihre Schreie und ich sah, wie sich ihre eigene Wache gegen sie wandte.«
»Lügen!«, brauste der Graf panisch auf und Hektor legte ihm mit einem kalten Lächeln das Messer an die Kehle.
»Ihr habt sie bezahlt Kinder zu ermorden«, zischte er dem Grafen ins Ohr und der Mann erstarrte, »Rosalie war noch keine zehn Jahre alt. Sie konnte sich nicht wehren. Die Wache nahm euer verfluchtes Gold und schnitten ihr die Kehle durch wie einem Schwein. Und ihr habt zugesehen.«
Ein rubinroter Tropfen Blut floss den Hals des Grafen herunter.
»Hektor!« Alexander sprang auf. Sein Stuhl knallte mit einem lauten Krachen auf den Boden.
»Oh, mein lieber Alexander«, sagte Hektor, »Wie sehr ich doch wünschte, dass ich dich nicht hätte täuschen müssen. Doch als ich sie kommen sah, da erkannte ich sie wieder. Damals bin ich gerannt und entkommen. Ich musste stehlen, um zu überleben und wurde gefangen. Du holtest mich aus dem Kerker und ich versuchte meine Vergangenheit zu vergessen, deinetwillen.«
»Hektor, so warte doch …« Alexander trat einen Schritt auf seinen Freund zu, doch Hektor hielt ihn auf.
»Komm nicht näher, Alexander. Ich will dich nicht auch noch mit Blut beflecken müssen. Dies ist eine Angelegenheit zwischen mir und diesem Abschaum.« Eine gedankenverlorene Pause.
»Bitte Hektor, ihr müsst mir glauben, ich wollte nicht, dass sie die Kinder anrühren!«, begann die Damia.
»Still! Du Närrin!«, bellte der Gray, aber Hektors Gesicht erhellte sich.
»Ihr gebt es also zu?«
»Wir geben gar nichts zu! Alexander, ruft euren Freund zurück! Das ist eine Ungeheuerlichkeit!«, rief Gray.
Tränen rannen über Damias Gesicht: »Hektor, bitte, kommt zur Vernunft. Wir haben ein Kind. Soll es das gleiche Schicksal erleiden, wie Ihr? Und ohne Eltern aufwachsen?«

Hektor sah sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. »Ihr habt ein Kind? Das war also keine Lüge?«
Damia schüttelte schluchzend den Kopf. »Wir haben damals einen Fehler gemacht, es war ein Moment der Schwäche. Bitte, Hektor, das müsst Ihr uns glauben! Wir werden alles für Euch tun!«
»Wie heißt euer Kind?«, fragte Hektor ausdruckslos. Das Messer in seiner Hand zitterte. Gray wagte nicht, sich zu bewegen.
Damias Lippen zitterten. »Oliver. Er heißt Oliver. Er wird fünfzehn dieses Jahr.«
»So alt war ich, als ihr meine Familie ermorden ließt«, stellte Hektor leise fest.
Damia schob den Stuhl zurück und sank auf die Knie. »Bitte, verschont uns! Lasst Oliver nicht ohne seine Eltern aufwachsen.«
»Hektor«, sagte Alexander eindringlich, »Lass das Messer sinken. Wir finden eine andere Lösung.«
»Oliver«, murmelte Hektor leise, »Nein, Oliver sollte nicht ohne Eltern aufwachsen.« Er nahm das Messer von Grays Kehle und der Mann griff sich zitternd an den Hals.
»Danke!«, schluchzte Damia, »Danke …«
»Nein«, sagte Hektor, »Oliver soll sein Schicksal mit Rosalie teilen.«
Und er stach zu.

 

Ende

 


Hier endet meine Geschichte, denn der Rest sollte lieber nicht erzählt werden. Könnt ihr Hektors Entscheidung nachvollziehen? Was hättet ihr gemacht?

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