Alabaster, Kapitel 5

Wir nähern uns dem letzten Kapitel dieser Kurzgeschichte. Wenn du den Anfang verpasst hast, dann geht es hier zum ersten Kapitel.

Viel Spaß beim Lesen.

 

Beinahe

„Was?“, fragte Alabaster hohl. Sein sonst so schneller Geist konnte keine andere Reaktion hervorbringen.
Das Lachen auf dem Gesicht des Wärters war verschwunden. „Tot?“, echote er.
Die Wache schluckte schwer und nickte. „Der Medikus konnte ihn nicht retten. Und der Wirt hat ausgesagt, dass der Dieb ihn erstochen hat.“
„Moment!“, rief Alabaster, „Das ist nicht alles! Der Mann hat mich angegriffen!“
„Eine Kneipenschlägerei.“
„Er hatte eine Glasflasche!“
„Und du ein Messer.“
Alabaster rang mit seinen Händen. Sein Verstand raste. „Das war keine Absicht! Ich habe meine Schwester verteidigt, der Mann hat versucht sie zu erwürgen.“
„Und er hat es nicht geschafft.“ Der Wärter seufzte. „Ich schätze, das macht unsere Situation leider etwas einfacher.“
„Nein, nein, nein…“ Alabaster schüttelte heftig den Kopf.

***

Opal sprang auf. „Tod?“, rief sie, „Nein, das könnt Ihr nicht machen! Bitte! Er wollte mich nur verteidigen!“
Der Wächter schüttelte bedauernd den Kopf. „Unsere Gesetze sind eindeutig.“
„Bitte! Ich flehe euch an! Er wollte niemanden umbringen. Der Mann hat mich angegriffen, was hätte Alabaster denn tun sollen?“
„Ihn nicht zu erstechen, wäre ein Anfang gewesen.“
„Es war doch keine Absicht!“
Der Wächter nahm ihre Hand. „Hör zu, Mädchen. Hier bringt dich auch dein hübsches Gesicht nicht weiter. Das Urteil ist gesprochen und wird heute noch vollstreckt.“
„Wann?“, fragte Opal, „Wo?“
Der Wächter zuckte  mit den Schultern. „Dafür bin ich nicht zuständig. Heute irgendwann. Auf dem Marktplatz wahrscheinlich.“
Opal hörte ihm nicht weiter zu, sondern sprintete aus der Wache hinaus.
„Wir sind hier noch nicht fertig!“, rief ihr die Wache hinterher, aber sie dachte nicht im Traum daran stehen zu bleiben.

***

„Wo ist meine Schwester?“, rief Alabaster laut, seine Stimme schmerzte in der Kehle, aber das spornte ihn nur dazu an, noch lauter zu rufen, „Wo ist sie? Ich muss mit ihr reden!“
„Nicht mehr“, sagte sein Wächter und schaute ihn mitleidig an. Alabaster riss an seinen Handschellen. „Was wollt ihr haben? Ich kann Euch alles besorgen, was ihr wollt. Wollt ihr Geld? Frauen?“
Die Wächter beachteten ihn nicht. Sie kannten die leeren Versprechungen der Verurteilten. Sie sagten alles, für eine Chance dem Galgen zu entgehen.
Die Wächter zerrten Alabaster über den Marktplatz und die Menge jubelte, als sie sahen, was als Nächstes geschehen würde.
Alabaster stemmte sich mit all seiner Kraft gegen seine Henker. „Ihr versteht nicht! Es war keine Absicht! Lasst mich gehen!“ Seine Worte gingen in den Rufen der Menge unter. Seine Anstrengungen blieben ohne Erfolg.

„Dieb!“

Sie zerrten ihn die hölzernen Stufen zu dem Galgen empor.

„Nichtsnutz!“

Sie legten ihm die Schlinge um den Hals und Alabasters Anstrengungen erschlafften.

„Mörder!“, schallte es ihm aus der Menge entgegen.

Er konnte sich nicht herausreden. Diesmal nicht.
„Irgendwelche letzten Worte?“
Alabaster sagte nichts. Er konnte nichts sagen. Es gab keinen Plan, keine irrwitzige Idee, wie er sich aus dieser Situation retten konnte. Er konnte nur hoffen, dass seine Schwester es rechtzeitig zu ihm schaffen würde. Dass er sie ein letztes Mal sehen konnte. Dass er ihr sagen konnte, dass alles gut werden würde.

***

Opal stand alleine auf dem verlassenen Marktplatz.

Am Galgen baumelte eine vertraute Gestalt, die in der leichten Brise sacht hin und her schwang.

 

Ende

 


🙁

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2 Replies to “Alabaster, Kapitel 5”

  1. Venja says:

    What??????? Ich meine was zur Hölle???? Ne ne ne, das ist noch nicht das Ende… ich verlange zu wissen wie es weitergeht!! So geht das nicht. Erst mir einen Charakter ans Herz wachsen lassen und dann einfacb so … puff… ich glaubs nicht….

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    1. Sina Bennhardt says:

      Ich habe dir ja schon gesagt: Alabaster mag ich auch sehr gerne. Vielleicht bekommt der ne Rolle in einem meiner Bücher. Quasi Alternate-Reality-Style. Denn er ist echt toll <3

      Antworten

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