Das ewige Problem mit Shakespeare.
Man lernt ihn in der Schule kennen. Dann verflucht die große Mehrheit er Schüler ihn und seine umständliche Sprache, während einige wenige (und der Lehrer) Shakespeares Schreibekunst in den Himmel loben.
Es ist vielleicht überraschend, dass ich zu Letzteren gehöre. Das erste Buch, das ich von Shakespeare gelesen habe, war Hamlet.
Oder besser gesagt: Nicht ich, sondern wir haben Hamlet gelesen. Die gesamte Klasse. Jede einzelne Seite wurde wie in einer Probe für ein Theaterstück vorgelesen.
Zeitaufwändig? Auf jeden Fall!
Hat es sich gelohnt? Aber, ja!
Denn, was die meisten Lehrer zu vergessen scheinen:
Shakespeare hat keine Bücher geschrieben, sondern Theaterstücke.
Und egal wie genial ein Theaterstück sein mag, man kann es nicht still für sich lesen, ohne eine Menge der Nuancen zu verpassen.
Nicht nur Nuancen, ganze Monologe können an einem vorbeiziehen, ohne dass man verstanden hat, warum Person X gerade redet.
Dazu kommt, dass die Stücke in einer sehr schwierigen Sprache geschrieben sind, vor allem wenn man sie in der Originalversion liest. Der gequälte Schüler muss zum Einen übersetzen und zum Anderen zwischen den Zeilen lesen.
Im besten Fall versteht er die Worte, aber nicht den Sinn.
Im schlimmsten Fall gibt er frustriert auf.
Beim Vorlesen hingegen passiert etwas Tolles. Der Sprecher bestimmt den Fluss des Gesprächs (denn ein vorgelesenes Theaterstück ist im Grunde nur ein Gespräch) und der Zuhörer muss nur Übersetzen.
Ein erfahrener Vorleser kann es schaffen, dass der Zuhörer noch nicht einmal jedes Wort kennen muss, um den Sinn des Gesagten zu verstehen.
Also wiederhole ich gerne:
Niemand sollte Shakespeare lesen.
Shakespeares Stücke sollten angeschaut werden.
Aber was meinst du? Sollte Shakespeare gelesen werden?
Ich bin gespannt auf deine Meinung.