Der genervte Erzähler – Die frustrierte Fortsetzung

Das letzte Mal wurde der genervte Erzähler Dieter ausgesetzt, der ums Verrecken kein Held werden wollte und heute ist es quasi anders herum. Wir haben eine willige Protagonistin mit der typischen Animefrisur einer Hauptfigur, tragische Hintergrundgeschichte, verschiedenfarbige Augen und eine unerforschte magische Affinität … aber unser lieber Erzähler will absolut nicht, dass sie seine Geschichte dominiert.

 

Die Geschichtsklausur

Dies ist die Geschichte von Alexandra und ihrer Geschichtsprüfung. Sie hatte ausreichend gelernt, dachte sie zumindest, und machte sich keine Sorgen. Eine zwei sollte schon drin sein. Zusammen mit ihrer Freundin Herkules machte sie sich auf den Weg, die Fünf-Minuten-Pause war beinahe um und sie sollten sich auf ihren Plätzen einfinden.
Alexandra wunderte sich nicht mehr über Herkules Namen. Ihre Eltern hatten ihr diesen Namen gegeben und die Eltern waren ein wunder Punkt, den man besser nicht ansprach. Sie waren in einem geheimnisvollen Feuer in einer Vollmondnacht umgekommen und Herkules wuchs bei ihren Großeltern auf. Ein gut behütetes Geheimnis, das jeder kannte.
Aber hier geht es nicht um Herkules, sondern um Alexandras Prüfung.

„Viel Glück!“, sagte Herkules zu Alexandra und Alexandra verlor sich in ihren verschiedenfarbigen Augen. Gelb und … verdammt Alexandra, hier geht es um dich!! Hör auf die dumme Ziege anzuhimmeln!
„Dir auch viel Glück!“, Alexandra sah zu Boden, „Nicht, dass du es brauchen würdest.“
Herkules lachte leise. „Glück kann ich immer gebrauchen. Bis nachher.“ Endlich ließ sie Alexandra allein und setzte sich in die letzte Reihe, wo sie hingehörte. Weit weg von meiner Geschichte.

Nun, ohne die Ablenkung, konnte sich Alexandra ganz auf ihre Gedanken konzentrieren und sie ging im Kopf noch einmal alle Daten durch. Die Klausur wurde verdeckt ausgeteilt. Blätterrascheln. Alle drehten die Klausur gemeinsam um. Alexandra flog durch die Fragen. Die erste Seite war Multiple Choice und bald war sie beim Analyse-Teil angekommen. Ein schneller Blick auf die Uhr. Noch 55 Minuten. Sie hatte Zeit.
„Entschuldigung?“, fragte Herkules vorsichtig aus der letzten Reihe. Oh, wenn mir dieses Kind die Geschichte vermiest …
„Ja?“, fragte die Lehrerin.

„Darf ich aufs Klo gehen?“
Die Lehrerin wies einladend Richtung Tür und ich kann diese Entscheidung nur herzlich unterstützen. Je weiter diese Möchtegern-Protagonistin von Alexandra weg ist desto besser.
Als Herkules an Alexandra vorbeiging warf ihre gigantische Frisur einen Schatten auf ihre Klausur. Wahrscheinlich war das der Grund, warum sie ganz hinten saß. Es konnte einfach niemand an ihr vorbeisehen und dann war es auch noch in einem so hässlichen pink. Man konnte sie aus einer Menge mit tausenden Menschen auf den ersten Blick erkennen. Die geborene Protagonistin. Wrgs.

Die Tür fiel hinter Herkules ins Schloss und Alexandra war wie im Schreibrausch. Die Wörter flossen aus ihrem Füller. Die meisten davon sogar richtig. Es konnte tatsächlich eine zwei daraus werden. Noch 10 Minuten.
Eine Explosion erschütterte die Schule.
Alexandra wurde aus ihrem Stuhl geschleudert. Nein! Steh wieder auf! Es sind nur noch zehn Minuten, dann ist meine Geschichte mit dir vorbei! Nur die Klausur zu Ende schreiben!
Doch Alexandra dachte nicht mehr an die Klausur, ihr Kopf war erfüllt von nur einem Gedanken. „Herkules!“, hauchte sie. Wirklich?
Vor dem Fenster peitschten gigantische schleimige Tentakeln umher und dazwischen schwebte Herkules, den Zauberstab erhoben und feuerte arkane Energie in das Monster. Und wenn Alexandra ein wenig nach rechts geschaut hätte, direkt neben ihrer Hand, dann hätte sie ihre Klausur gesehen. Sie hatte noch 7 Minuten. Genug Zeit um sie zu beenden.

Alexandra sprang auf die Füße und rannte zu dem Fenster. „Herkules!“, schrie sie panisch. Nein, nein, nein! Dreh dich um. Du bist mein Protagonist, tu endlich, was ich dir sage! Schreib die dumme Klausur! Meine Güte, du bist schlimmer als Dieter!

Eine Tentakel zersplitterte durch das Fenster. Saugnäpfe packten Alexandra und rissen sie aus dem Klassenraum.

Ich geb auf. Ich kündige. Tu doch, was du willst!
Soll dich doch das dumme Tentakelmonster fressen. See if I care!

Hmm. Die Geschichte braucht noch ein Ende… Alexandra ist durchgefallen. The End.

 


Wenn ich noch eine Geschichte mit dem genervten Erzähler schreibe, dann dreht er völlig durch 😀

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2 Replies to “Der genervte Erzähler – Die frustrierte Fortsetzung”

  1. Levi says:

    Ich liebe den genervten Erzähler! Bitte schreib noch mehr von ihm. x3

    Das war ja echt eine verrückte Geschichte. Vor allem der Tentakel Schluss war so typisch klischeehaft für eine Mary Sue Manga Pseudo Protagonistin. xD

    Mich würde aber schon noch interessieren, wer da gewonnen hat und ob Alexandra und Mary Herkules es überlebt haben. Aber das interessiert den Erzähler leider nicht. :c

    Lg Levi

    Antworten
    1. Sina Bennhardt says:

      Naja, aber dieser Unwille ist eben das Markenzeichen vom genervten Erzähler. 😉 (Mary Herkules ist übrigens die coolste neue Form der Mary Sue. Das wird ein geläufiger Begriff bei mir. 3 Browniepunkte 😛 )

      Ich werde versuchen, mir noch mehr von dem genervten Erzähler einfallen zu lassen. Aber da braucht man immer eine besondere Idee 😉

      Antworten

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